Servus, ihr Lieben!
Vielen Dank für all eure lieben Kommentare zu meinem vorangegangenen Posting über drei Ausflüge im April und ich danke euch auch ganz herzlich für eure Gratulationen zu den darin angesprochenen "besonderen Neuigkeiten" 😊😘😍!
"Erzähltechnisch" bin ich somit nun im "Wonnemonat" angekommen - also nehme ich euch heute gleich mit auf einen Ausflug, der am 4. Mai 2021 stattgefunden hat.
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Erfreulicherweise war zu diesem Zeitpunkt der strenge Lockdown in Österreich vorüber, und somit durften auch wieder Ausflüge zu viert sein. (Inzwischen gibt es ja noch ein paar mehr Lockerungen.)
Unsere Freunde Brigitte und Peter sind im Verlauf der letzten Monate quasi zu unseren "Corona-Buddies" geworden: Während die Kontakte zu anderen Freunden aufgrund der Covid-Einschränkungen etwas seltener stattfinden, als wir das gerne hätten (was sich aber hoffentlich bald wieder ändern wird), unternehmen wir immer wieder gerne etwas mit diesen beiden und vice versa (was sich hoffentlich auch in Zukunft nicht ändert). Wir haben ähnlich gelagerte Interessen, die Gesprächsthemen gehen uns nie aus und wir finden stets Unternehmungen und Ausflugsziele, die für uns alle etwas bieten.
Brigitte, mit der ich nun schon seit knapp 44 Jahren befreundet bin, ist jedoch nicht nur mein "Corona-Buddy", sie entwickelt sich zugleich allmählich zu meiner Cheffotografin und Pflanzenbestimmerin. Und unsere Ausflugsberaterin ist sie ja ebenfalls schon seit einiger Zeit. Auch der Vorschlag, gemeinsam zur Perchtoldsdorfer Heide zu fahren, kam von ihr.
Mit der "Pedersdorfer Had" (= Petersdorfer Heide), wie sie im Volksmund genannt wird, verbinde ich einige Kindheitserinnerungen, denn hierher führten uns in den 1960er- und 70er-Jahren häufige Familienwanderungen. Und weil es auf dem Heide-Hügel stets mehr oder weniger windig war, zitierte mein Vater hier gerne einen abgewandelten Spruch:
"Auf der Pedersdorfer Had hat's an Schneider verwaht." *)
*) Das heißt so viel wie "Auf der Perchtoldsdorfer Heide hat es einen Schneider verweht." Das Original des Spruches lautet: "Auf der Simmeringer Had’, hat’s an
Schneider verwaht." Mein Vater hat also den Ort des Geschehens verändert, doch erklärte mir auch, wie dieser alte Reim tatsächlich lautet. Allerdings dachten wir immer, dass der Schneider so klein und zart war wie das "Tapfere Schneiderlein " aus dem Märchen und deshalb vom Wind verblasen wurde. Und so habe ich erst jetzt - durch meine
Recherche für diesen Blogbeitrag - erfahren, was es mit diesem Ausspruch
tatsächlich auf sich hat. Ihr könnt die wahre und spannende Geschichte HIER
lesen. (Und wundert euch nicht, es kommt mal wieder der Kaiser Franz Josef darin vor. Dem begegnet man in Österreich fast so oft wie
Kirchen und Heiligen 😉. Apropos: In der Geschichte erfahrt ihr auch, welcher Zusammenhang zwischen dem Schneider und der Votivkirche in Wien besteht...)
Brigitte und Peter waren früher als wir am vereinbarten Treffpunkt, und so fotografierte Gitty netterweise schon mal ein paar Bilder für Artis Schilderwald - z.B. die Tafeln mit den Wanderrouten und das
etwas traurige, weil aus Corona-Gründen verwaiste
Schild des Weinbauvereins Perchtodsdorf. *) *) Hier werden normalerweise die Heurigen, bei denen gerade "ausg'steckt is'", auf eigenen Tafeln genannt. Aber da die traditionellen Weinbauernbetriebe durch den Lockdown nicht ausschenken durften, fielen diese Schilder weg. (Sie durften aber immerhin ihren Wein und take-away-Speisen ab Hof verkaufen.) Mittlerweile dürfen Lokale bei uns aber unter strengen Auflagen wieder öffnen, also hoffe ich für die Winzer, dass auch der Heurigenbetrieb wieder anläuft.
Bei der "Pedersdorfer Had" handelt es sich um einen
ökologisch interessanten "Sonderstandort": Trockenrasen gehören (neben Feuchtgebieten wie Mooren und Auen) zu den
extrem seltenen und zugleich besonders artenreichen, aber leider auch zu den am meisten
gefährdeten Lebensräumen.
Als Kind wusste ich nicht, dass die Perchtoldsdorfer Heide etwas Besonderes ist. Ein großer Teil der hiesigen Fauna und Flora ist europaweit gefährdet oder vom Aussterben bedroht. In diesem Naturschutzgebiet findet man also Pflanzen, die man nicht (oder nicht mehr) an vielen Orten sehen kann - und einige davon werde ich euch heute zeigen.
Ein kleiner Exkurs über Trockenrasengebiete (für alle, die's interessiert 😉):
Auch wenn Begriffe wie Trockenrasen oder Magerrasen sehr karg klingen und solche Wiesen nicht sehr "saftig" aussehen, handelt es sich dabei um besondere Biotope, die voll des Lebens sind. Auf der Perchtoldsdorfer Heide wurden z.B. über mehrere Jahre die
Schmetterlingsarten erhoben - es konnten rund 1.200
Arten von den insgesamt etwa 4.000 in Österreich vorkommenden Arten
dokumentiert werden! Auch für viele andere wärme- und
trockenheitsliebende Tierarten sind die Pflanzen und die offenen
Bodenstellen der Heide überlebenswichtig.
In Österreich existieren solche
Steppen- oder Heidelandschaften hauptsächlich im Osten des Landes. (Erst vor kurzem habe ich euch in ein anderes
Trockenrasengebiet mitgenommen - ihr erinnert euch vielleicht noch an
den Ausflug ins Naturschutzgebiet Thenauriegel
in der Nähe des Neusiedler Sees.)
Wegen des Wassermangels und des geringen Nährstoffgehalts des Bodens siedeln sich auf Trockenrasen niedrige Kraut- und Halbstrauchpflanzen sowie Steppengräser an, die eine hohe Trockenheitsresistenz
besitzen. Wenn solche Böden überdüngt werden (wie es z.B. durch
Hundekot passiert), siedeln sich auch andere Pflanzen an und verdrängen
die ökologisch wertvollen Trockenrasenpflanzen. Insgesamt
beträgt der Flächenanteil
von Trockenrasenflächen in Österreich nur noch circa 0,018 % des
Bundesgebietes.
Um die Beschaffenheit der
"Pedersdorfer Had" zu erhalten, sind Hundebesitzer angehalten, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner unbedingt zu entfernen (und Hunde müssen im Naturschutzgebiet natürlich auch an der Leine bleiben, u.a. damit die Ziesel-Population nicht weiter dezimiert wird). Außerdem wird die Heide nach einem ausgeklügelten Plan
mit Schafen beweidet. Diese sorgen dafür, dass das Mengenverhältnis der
Pflanzen ausgewogen bleibt. (Der Schafskot ist im Gegensatz zu dem von
Hunden auch kein Problem, weil er nährstoffärmer ist.)
🐑🐏🐑🐏🐑
Leider haben wir bei unserem Besuch keine Schafe gesehen - und auch keine der herzigen Ziesel. Wenn ihr mehr über das Heideziesel-Rettungsprojekt wissen wollt, klickt bitte auf den Link. (Und auch über die anderen oben angerissenen Themen könnt ihr euch bei Interesse durch Klicks auf die Links genauer informieren.)
So, nun wisst ihr also, dass die Wiese, in der ich hier sitze, etwas ganz Besonderes und Wertvolles ist. Der Blick über Wien ist ebenfalls beachtenswert. Und die gelben Blumen, die mich umringen, heißen Frühlings-Adonis oder Adonisröschen
(Adonis vernalis). Sie gelten sowohl in Österreich als auch in der Schweiz
und in Deutschland als gefährdet, in Bayern sogar als stark gefährdet. (Ich habe natürlich
darauf geachtet, mich auf keine der Blumen zu setzen oder zu treten!)
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Die Fotos von mir hat allesamt Brigitte aufgenommen.
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In der folgenden Collage seht ihr ein paar weitere Pflanzen, die im Frühling auf der Perchtoldsdofer Heide blühen: die Hügel-Erdbeere (Fragaria viridis); der hübsche lila-blaue Niederliegende Ehrenpreis (Veronica prostrata - und NEIN, es heißt NICHT Prostata 😜) und der gelbblühende Zwergstrauch, den wir zunächst für Ginster gehalten haben, ist der Regensburger Zwerggeißklee (Chamaecytisus ratisbonensis).
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Die Blütezeit der Großen Kuhschelle (Pulsatilla grandis) war leider schon beinah vorbei, aber ein paar Blüten fanden wir Dank des kalten Frühlings doch noch (Fotos sowohl von Brigitte als auch von mir). Doch auch die verblühten Kuhschellen sehen hübsch aus - und zauberhaft zart.
Wisst ihr eigentlich, warum sie auch Küchenschelle genannt wird, obwohl sie als Giftpflanze in der Küche doch wirklich nichts verloren hat? Der Name kommt von "kleine Kuh", also Kühchen... und im Lauf der Zeit ging das "h" verloren. Und wusstet ihr schon, dass Bettler im Mittelalter mit dem Saft der Pulsatilla ihre Arme und Beine behandelten? Sie versuchten, mit den dadurch hervorgerufenen Entzündungen Mitleid zu erregen und somit mehr zu erbetteln. (Was man nicht alles lernt, wenn man für einen Blogbeitrag recherchiert!)
Hier noch ein paar Ausblick-über-Wien-Fotos (inklusive schönem Himmelsblick 😊):
Bei den schönen, weiß blühenden Sträuchern, von denen es zahlreiche auf der Heide zu sehen gab, waren wir uns nicht ganz sicher, aber Brigitte tippte auf Felsenbirne (Amelanchier ovalis) und hatte den richtigen Riecher. Ich habe sie nicht erkannt, da meine Felsenbirne im Garten anders aussieht und zu dem Zeitpunkt auch schon längst verblüht war.
Durch unsere Pflanzen- und Käfer-Betrachtungen und Shootings waren uns unsere Männer natürlich weit vorausgeeilt. Die Armen, sie kriegten vor lauter "Männergesprächen" fast nichts mit von den Schönheiten am Wegesrand - und dann mussten sie auch noch auf uns warten 😉
Am Waldrand angekommen, wurden wir mit einem Wegweiser konfrontiert und entschieden uns für den Weg auf den Parapluieberg; dort hinauf war ich schon in meiner Kindheit oft gegangen.
Parapluieberg (auch Parapluiberg, so steht es auf den Wegweisern und dem Schild der Franz-Ferdinand-Schutzhütte):
Parapluie (sprich [pa.ʁa.plɥi] - "Paraplü") ist das französische Wort für Regenschirm. Der Name des Berges bezieht sich auf die zahlreichen hier heimischen
Schirmföhren oder Parapluiebäume. (Die Schirmföhren sind keine eigene Rasse. Es handelt sich dabei um
Schwarzföhren, deren Äste ähnlich einem Schirm in die Breite wachsen. Die schirmförmige Krone ist eine Reaktion auf den flachen Wurzelraum bei felsigem Boden).
Auch im Wald "mussten" Brigitte und ich immer wieder Zwischenstopps einlegen, um Pflanzen zu bestimmen (oder zu rätseln, worum es sich handelt 😉) - die Männer warteten abermals geduldig, bis wir ihnen auf dem gut durchwurzelten Steig nachkletterten... und Brigitte nützte die wunderbare Gelegenheit, mich von hinten zu fotografieren - Breitseite quasi 😄😎...
Bei dem gelb blühenden Strauch hatten wir erst mal keine Ahnung, was das sein könnte, aber Gitty fand es nachträglich heraus - es ist eine blühende Berberitze, Sauerdorn. Im Herbst trägt dieser Strauch essbare kleine rote Beeren. Sie enthalten viel Vitamin C, schmecken säuerlich und tragen daher auch den Beinamen “Zitrone des Nordens”.
An manchen Stellen duftete es besonders stark nach Knoblauch - die Blätter des Bärlauchs waren hier schon sehr groß und teilweise blühte er. So auch am Rastplatz Bierhäuselberg, wo wir eine kleine Pause einlegten.
Eine der alten Schirmföhren, auf der ein Marterl (Heiligenbild) angebracht ist, bekam von mir eine freundliche Umarmung:
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Mein Freund, der Parapluiebaum
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Bei der Franz-Ferdinand-Schutzhütte hatten wir unser "Berg-Ziel" erreicht. Dieses Gasthaus wurde 1905 erbaut und steht unter Denkmalschutz. (So sieht es aus, wenn dort reger Betrieb herrscht: KLICK.) Ich hoffe sehr, dass dort bald wieder Leben einkehrt! Von der Terrasse hat man ebenfalls einen guten Ausblick über Wien.
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Für Novas T in die neue Woche
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Dann ging es an den Abstieg. Zwischendurch musste ein Frühlingsmistkäfer von mir gerettet werden, der mitten auf dem Weg auf dem Rücken lag. Ich setzte ihn an den Rand, bin mir aber nicht sicher, ob ihm überhaupt noch zu helfen war, weil er dort beim Versuch, über Blätter und kleines Geäst zu krabbeln, gleich wieder auf dem Rücken landete und abermals von mir umgedreht werden musste...
Bei diesem Teich im Wald legten wir abermals eine Rast ein. Von einer Info-Tafel (siehe übernächste Collage) erfuhren wir, dass Bäche und Teiche in diesem Wald eigentlich nicht zu sehen sind, weil hier das Wasser selbst nach starken Regenfällen im Dolomitgestein rasch versickert. Doch an manchen Stellen bildet sich eine Lehmschicht über dem Gestein und verhindert das Versickern. So entstand ein kleiner Teich, der zum Lebensraum oder Laichplatz für viele Tiere wurde.
Oben - in der vierten Collage - habt ihr das verwaiste Schild des Weinbauvereins Perchtodsdorf gesehen. Wie so oft, fand auch dieser Ausflug in einer Weinbaugegend statt - und auf unserem Rückweg kamen wir auch an Weingärten vorbei:
Dann ging's noch ein Stück vorbei an blühendem Bärlauch, Felsenbirnen-Sträuchern und Heidekräutern. Am Schluss legten wir noch ein kleines Picknick ein (das Foto davon habe ich euch allerdings zur Einleitung in Collage 2 gezeigt) - und dann fuhren wir zu uns nach Hause, um uns einmal mehr heiße Carcassonne-Gefechte zu liefern 😊.
Zum Schluss zeige ich euch noch etwas genauer, was ich an diesem Tag als "Wander-Outfit" trug: Meine braune Schnürlsamthose (Cordhose), dazu ein Bio-Baumwoll-Langarmshirt in braun mit dunkelblauen Ringeln und ein Leo-Stirnband (auch diesmal wieder alles schrankgeshoppt).