In meinem vorigen Post lud ich euch dazu ein, mit Herrn Rostrose und mir ein September-Wochenende in der Wachau zu verbringen. Vielen Dank für eure Kommentare dazu! Bleiben wir auch heute noch im September. Denn von 3.-5.9.2024 verbrachten mein Mann und ich drei interessante Tage in Wien. Zu diesem Zweck nisteten wir uns abermals in einer Seniorenresidenz ein. In manchen Seniorenwohnanlagen kann man nämlich zur Probe wohnen wie in einem Hotel, das haben wir schon in Bad Vöslau getan (KLICK zur Homepage der Residenz).*) Und am 26.9. waren wir auch nochmal in Wien.
3.-5.9. Drei Schnuppertage in der Vitality Residenz Am Kurpark Wien (Oberlaa):
Am Ankunftstag erkundeten wir einfach nur das Haus, testeten den Fitnessraum, das schöne hauseigene Schwimmbad und die vier hübschen Gärten, die nach den vier Grundelementen „Erde“, „Wasser“, „Luft“ und „Feuer“ benannt und gestaltet wurden.
Unser "Hotelzimmer" (das einer mittelgroßen Seniorenwohnung entspricht) bestand aus einem geräumigen Wohn- und einem Schlafzimmer, einem Vorraum mit Garderobe und Mini-Küche, einem Badezimmer mit Dusche und einem Balkon.
Blick in unser Apartment, den Fitnessraum, das Schwimmbad (mit Zugang zum "Wassergarten") und die Gartenanlagen. Großes Foto: Modell der Wohnanlage |
Im hauseigenen Café gab's einen guten Eiskaffee, der war quasi unser "Mittagessen" 😉 |
Wir hatten Halbpension, das heißt, Frühstück und Mittag- oder Abendessen im hauseigenen Restaurant waren im Preis inbegriffen. Wir entschieden uns für das Abendessen und konnten aus einem von vier Menüs wählen - es schmeckte uns alles sehr gut.
An unserem Nachbartisch saß ein Ehepaar (beide 80+), das uns ein bisschen vom Alltag in der Seniorenresidenz erzählte. Sie waren erst vor zwei Jahren eingezogen und sagten, sie wären sehr zufrieden, aber sie lobten gleichzeitig unseren Entschluss, schon ein paar Jahre früher als sie in solch eine Anlage zu ziehen, da sowohl die Eingewöhnung als auch das Einrichten des neuen Zuhauses leichter fielen und man manche der Angebote noch besser nützen könne.
Danach genossen wir den traumhaften Sonnenuntergang von unserem Balkon und ein Glas Wein aus der Minibar:
4.9.:
Am zweiten Tag waren wir quasi als "Touristen" in Wien unterwegs. Denn die Residenz Oberlaa ist gut an das Wiener U-Bahn-Netz angebunden. Unsere Niederösterreich-Card gilt teilweise auch in Wien, und so wollten wir die günstige Gelegenheit nützen. Zuerst besuchten wir die Ausstellung ...
... die an jenem Ort gezeigt wird, wo einst Mozarts Wohnhaus stand, in dem er 1791 starb. Hier komponierte er einige seiner wichtigsten Werke wie die "Zauberflöte" und das "Requiem", und hier wird nun eine interessante multimediale Ausstellung mit 5 verschiedenen Szenerien (immersive und Mitmach-Bereiche) zu Mozarts Musik und seiner Person geboten.
Edis Antlitz wurde in ein altes Bild "hineinkopiert"... |
Danach fuhren wir von der Wiener Innenstadt bis in den 14. Bezirk, denn dort befindet sich das ...
Ernst Fuchs Museum:
Ernst Fuchs war Maler, Grafiker und Bildhauer, und er betätigte sich auch als Bühnenbildner, Komponist und Autor. Er gilt als ein Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und ist einer der bekanntesten Künstler Österreichs. Sein Stil hat mich immer fasziniert.
Ernst Fuchs (1930-2015) wurde als einziges Kind von Maximilian und Leopoldine Fuchs in Wien geboren. Da seine Vorfahren väterlicherseits jüdischer Herkunft waren, emigrierte sein Vater nach dem „Anschluss“ Österreichs an das "Deutsche Reich" 1938 nach Shanghai. ("Bis auf meinen Onkel und eine Tante ist ja die ganze Fuchs-Sippschaft in den Gaskammern ums Leben gekommen", sagte Ernst Fuchs in einem Interview 2009.) Seine Mutter hingegen war römisch-katholisch; sie und der Sohn blieben in Wien. Dennoch, er galt in der Nazi-Zeit als "Mischling 1. Grades", es gab antisemitische Anfeindungen und er durfte aus rassistischen Gründen kein Gymnasium besuchen.
Also erhielt er, obwohl er in einfachen Verhältnissen aufwuchs, Privatunterricht, vor allem in Bildhauerei und Malerei. Über seine Mutter (1911-1996) sagte der Künstler: "...ihr verdanke ich die Prägung des Künstlers in mir, die frühe Entwicklung meiner Gaben." Im Alter von 12 Jahren ließ sich Ernst Fuchs römisch-katholisch taufen. 1945, nach Kriegsende, inskribierte er im Fach Malerei an der Wiener Akademie für Bildende Künste. Mehr über sein "fantastisches Leben" könnt ihr HIER lesen. Und HIER gibt es einen Museums-Rundgang mit Erklärungen zu einzelnen Räumen und Gemälden.
So stellte sich Ernst Fuchs als 15jähriger vor, wie er als alter Mann aussehen würde - und kam damit der Realität sehr nahe! (Nur sah er "in echt" lebenslustiger aus.) Foto von HIER |
Im Jahr 1972 rettete der Künstler die wundervolle Otto-Wagner-Villa vor dem Abbruch, sanierte sie nach höchsten bautechnischen und kunsthandwerklichen Standards und machte sie schließlich zu seinem Atelier und ab 1988 zum Ernst-Fuchs-Museum. Viele Elemente wurden im Sinne Otto Wagners restauriert. Da das Interieur nicht mehr erhalten war, gestaltete Ernst Fuchs Möbel, Tapeten, Lampenschirme, Kissen, Türgriffe etc. nach eigenen Entwürfen.
Hier treffen sich zwei Kunstrichtungen, die ich schon seit langem liebe - die Jugendstil-Architektur Otto Wagners und die künstlerische Vielseitigkeit des Phantastischen Realisten Ernst Fuchs.
Es gibt übrigens einen dezenten "persönlichen Bezug" von mir zu Ernst Fuchs, oder genauer gesagt von einem meiner Familienmitglieder zu einem seiner. Denn mein Vater arbeitete in den 1980er-Jahren bei der städtischen Wohnhäuserverwaltung in Wien - und die Mutter von Ernst Fuchs war eine seiner Mieterinnen.
Eines Tages kam sie wegen eines Anliegens in das Büro meines Vaters - und betrachtete interessiert die Grafiken an seinen Bürowänden. Sie erkundigte sich bei ihm, von wem diese stammen würden, und mein Vater erklärte, dass sie von seiner Tochter (also von mir) gezeichnet worden waren... Die Mutter dieses Maler-Giganten antwortete: "Sie hat Talent!" Da waren natürlich sowohl mein Vater als auch ich ziemlich stolz darauf. Meiner künstlerische Karriere verlief leider trotzdem nicht annähernd so erfolgreich wie die von Ernst Fuchs - was mich nicht wundert. Sein Talent war wohl doch um einiges größer als meins 😉.
Ein Blick in die Villa. Das Mosaik-Bad befindet sich im oberen Stockwerk. |
Ernst Fuchs hat Bilder gemalt, die mir richtig gut gefallen und solche, die ich graphisch toll, von der Aussage her interessant, teilweise nicht unbedingt "schön", jedoch trotzdem ästhetisch finde; in seiner späteren Lebensphase malte er auch Bilder, die teilweise für meinen Geschmack irgendwie zu schrill sind. Sie alle zeugen jedoch von großem handwerklichen Können, extremer Genauigkeit und sehr viel Fantasie.
Eines seiner Gemälde zählt zu meinen absoluten Lieblingsbildern - und das nicht unbedingt wegen seines religiösen Inhaltes. Ich war nie religiös und werde es auf meine alten Tage auch nicht mehr werden, doch ich bin voller Ehrfurcht vor "wahrer Kunst", und diese entsteht zuweilen aus religiöser Inspiration. Es ist das Bild, von dem ich immer sagte: So möchte ich gerne malen können:
Das Bild befidet sich leider nicht im Ernst Fuchs Museum. Offenbar ist es im Besitz des Belvedere, wird aber derzeit nicht ausgestellt. Foto von HIER |
"Moses vor dem brennenden Dornbusch" - ein nur 18,5 x 23,2 cm kleines Öltemperagemälde auf Holz, fertiggestellt 1957. Ich liebe es, wie dieses Bild perfekt in mehreren Schichten aufgebaut ist, Moses rechts vor dem durchscheinenden Gesicht voller (Schweiß- oder Regen?)-Tropfen, die aus dem Perlen- und Edelsteinschmuck auf der Stirn / der Krone im Haar zu entstehen scheinen, links die ebenfalls durchscheinende Gestalt Gottes (oder "der Erscheinung des Engels des Herrn", wie es auf der Bild-Rückseite heißt), und hinter alledem das lodernde Feuer und die wüstenartige, bergige Landschaft, in der sich die Szene abspielt - wie eine rätselhafte Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte...
Mein Lieblingsort bei der Fuchs-Villa: Das Brunnenhaus "Nymphäum Omega" mit dem Mosesbrunnen. Wie ihr ja schon aus früheren Berichten in meinem Blog wisst, habe ich ein großes Faible für Mosaikkunst.
Nach diesem ausführlichen und interessanten Ausflug ging es wieder zurück in die Seniorenresidenz. Leider hatte Edi ein Beinproblem, das durch das viele Herumlaufen nicht besser geworden war.
Er war ein paar Tage zuvor mit einem schmerzenden Bein aufgewacht (es fühlte sich so ähnlich an wie ein Wadenkrampf, aber nicht ganz). Einen Tag später verknöchelte er sich mit demselben Bein. Mittlerweile war es seit ein paar Tagen geschwollen, und nach dem Ausflug fiel Edi ein ziemlich großer Bluterguss von der Fußsohle bis zur Wade auf.
Wie praktisch, dass wir uns in einem Haus befanden, in dem es medizinisches Personal gibt (auch wenn es uns in diesem speziellen Fall nicht wirklich helfen konnte). Der Arzt in der Seniorenresidenz konnte eine Venenthrombose nicht zu 100 % ausschließen und meinte, wir sollten es auf jeden Fall genauer untersuchen lassen. Also fuhren wir sicherheitshalber in das nächstgelegene Krankenhaus. Zum Glück bestätigte sich der Thromboseverdacht bei der Ultraschall-Untersuchung nicht (nachdem Edis Bein auch im Spital von zwei verschiedenen Ärzten begutachtet worden war). Es war offenbar eine Auswirkung vom Joggen bzw. vom Verknöcheln.
Wir versäumten durch diese Aktion das Abendessen in der Residenz. Erfreulicherweise bekamen wir noch ein Wiener Schnitzel bei einem der Heurigenlokale von Oberlaa und durften am nächsten Tag in der Residenz auch noch (als Ersatz für die versäumte, aber bezahlte Mahlzeit) ein Mittagessen genießen.
Das Foto von mir und die Fotos der Murals in einer Unterführung entstanden auf dem Rückweg vom Heurigen. |
5.9. Park-Spaziergang:
Zwischen dem Frühstück und dem Mittagessen unternahmen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Kurpark Oberlaa. Der Park befindet sich direkt neben der Seniorenresidenz. Wie ihr an seinem Lächeln sehen könnt, ging es Herrn Rostrose wieder gut 😊:
Im sogenannten Allergie-Garten des Parks wird gezeigt, wie groß oder
gering die allergische Belastung durch die jeweiligen Pflanzen ist (bzw. wann am stärksten). |
Auch in einer Wohnhausanlage in der Nähe der Residenz spazierten wir herum. Das Mural, das ihr unten sehen könnt, gehört wohl zu einem Kindergarten oder einer Schule.
Damit waren unsere drei Schnuppertage in der Vitality-Residenz Oberlaa zu Ende. Auch dies ist wieder ein Haus, das weit entfernt ist von den unangenehmen Vorstellungen, die für manche Menschen mit einem Altersheim einhergehen.
Für alle, die gerne einen Blick in meinen Kleiderfundus werfen, gibt es hier noch einmal einen "groben Überblick" über die (schrankgeshoppten) Outfits, die ich während der noch recht sommerlichen Septembertage 2024 trug.
26.9. Besichtigung der Parkresidenz Döbling:
Noch eine weitere Seniorenresidenz sahen wir uns im September an, diesmal im Rahmen eines Tages der offenen Tür. (Darauf hatten uns Brigitte und Peter aufmerksam gemacht, und auch sie kamen an diesem Tag zur Besichtigung.)
Es handelt sich hier um Apartments der Wiener Kaufmannschaft, in einer schönen Gegend Wiens unweit des Wienerwalds gelegen. Wir wurden vom Herrn Direktor persönlich herumgeführt, der uns die Wohnanlage von den Veranstaltungs- und Gymnastikräumen bis zur tollen Saunalandschaft zeigte, und wir bekamen auch einige der Wohnungen zu sehen - ein Einzelapartment, das derzeit frei ist, ein großes Apartment, das aus zwei einzelnen zusammengelegt wurde (sehr geräumig, aber da wird's dann auch schon verhältnismäßig teuer) und ein sehr hübsch und persönlich eingerichtetes, das derzeit von einer Dame mit kleinem Hund bewohnt wird. (Haustiere sind nämlich in allen Residenzen, die ich euch bisher gezeigt habe, erlaubt - sofern man nachweisen kann, dass im Notfall für sie gesorgt wird). Vielleicht werden wir auch hier mal ein paar Probe-Übernachtungen buchen...
The mosaic arts are so incredible in your depiction
AntwortenLöschenIch muss schmunzeln, wenn ich von euren Unternehmungen lese, fürs Alter vorzusorgen. Da muss ich an meine Schwiegermutter denken, die mit 65 sich überall angemeldet hat ( da kam ich grade in die Familie ). Gestorben ist sie im eigenen Haus, versorgt von einem Männerpaar ( vom Fach ) mit knapp 103. Wie das Leben so spielt. ( Aber besser kann man es nicht haben, mir wird das nicht gelingen. )
AntwortenLöschenIn deiner Kleidung spielt Gelb inzwischen ja eine immer größere Rolle, mein ich!
Ernst Fuchs ist ganz aus meinem Blick geraten, war er doch zu meiner Studienzeit für einige meiner Kommilitonen ein großes Vorbild. Deshalb hab ich wohl auch sein Museum in Wien verpasst.
Alles Gute für euch Zwei!
Astrid
ganz eindeutig für mich bist du eine Kleider und * Rockmaus liebe Traude, weit mehr als in Hosen, sie sind ja auch so viel schmeichelnder als jede Hose und der braune gewirkte ist eindeutig an dir mein Lieblingsrock der unersetzbar ist. diese unterschiedlichen Brauntöne sind einfach deine erklärten Grundfarben und stehen dir in jeder Kombi...hervorragend.
AntwortenLöschenden Rundgang durch die Seniorenresidenz hab ich aufmerksam verfolgt, Probewohnen darin ist ein Vorgeschmack auf - irgendwann morgen oder übermorgen - man weiß ja nie ob es dazu kommt und wenn ja -* wann..
da ist es sicher förderlich es nicht im letzten Moment zu tun, eher wenn man noch fit ist um es zu verwandeln wie es euch gefällt. So richtig kann ich mir das allerdings nicht ganz vorstellen, weder euch - noch mich-egal wie schön oder praktisch es ist. Sinnvoll bestimmt wenn die Finanzierung derselben stimmt...die weißen kahlen Wände der Appartements würdest du sicher geschmackvoll ausleuchten und schmücken ehe Ihr Euch niederlasst. dass überall Haustiere erlaubt sind ein großer Anreiz und Pluspunkt - wäre für mich ein erhellender Gedanke..
das Ernst Fuchs Museum und vor allem das grandiose Lieblingsbild// von dir - von ihm< ist natürlich überwältigend und prachtvoll in den Farben und den Motiven..
was du von ihm als Infomaterial zusammengetragen und recherchiert hast auch. Eine ganze Lebensgeschichte..(unter die Links muss ich noch extra gucken...).
schön dass sich der Fuß von Herrn Rostrose wieder erholt hat und nicht zu etwas ernsten wurde..das freut mich....
ganz liebe Grüße angel
You were treated so well at the retirement centre you will be wanting to move in there right away! It was good of them to permit you to receive a meal to compensate for the one you paid for but missed. When I hear of medical problems like that I always think how bad it could be in a country with poor medical services - and I have been in them! Vienna looks like the fascinating city we all imagine it to be. Any pilgrimage connected to Mozart would have been on my list of things to do. All the best - David
AntwortenLöschenIhr wart wieder sehr umtriebig, schön und danke fürs Mitnehmen!!
AntwortenLöschenDas Ernst Fuchs Museum kenne ich leider nur vom oftmaligen Vorbeifahren, ich war nie drin. Meine Mutter ist in der Nähe aufgewachsen und hat später auch wieder dort gewohnt. Vielleicht schaffe ich es ja heuer ins Museum, ich habe es schon länger vor...
Auch die 2 Residenzen, die ihr euch angeschaut habt, kenn ich ein bisschen. In Döbling war der Schwievater, aber nur rel. kurz, ich habe es dort nicht so prickelnd gefunden für den Preis, er kam dann aber bald in ein Pflegezimmer. Oberlaa sieht nett aus, es gibt dort übrigens auch ein Theater, dort bin ich schon aufgetreten (Hula).
lg
Still so jealous of your travels.
AntwortenLöschenVienna looks wonderful!
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