Montag, 14. September 2009

Azulejos - ein kleiner Sommerrückblick







Heute möchte ich euch wieder einmal einen kleinen Rückblick auf unseren Urlaub in Portugal bieten – und zwar aus verschiedenen Gründen:

  • Erstens werden die Tage allmählich kühler, und Gedanken an den Sommer können sich vielleicht wärmend auswirken.
  • Zweitens nehme ich an, dass die Aufnahmen der Azulejos allein schon aufgrund der Farbgebung und Vielfältigkeit einigen von euch gut gefallen könnten.
  • Drittens habe ich einen etwas überbeanspruchten rechten Arm, den ich zur Zeit ein wenig schonen möchte*), indem ich Fotos einstelle, die ich schon vor längerer Zeit aufgenommen, bearbeitet und verkleinert habe.
*) Ich befinde mich diese Woche mit einem sogenannten „Mausarm“ oder RSI-Syndrom im Krankenstand; ausgelöst bzw. verstärkt wurde diese schmerzhafte Angelegenheit durch die stressige Umstellung in meinem Büro auf SAP, das ein sehr „mauslastiges“ Computersystem ist. Wir mussten während der letzten Wochen quasi im Akkord buchen, und das wirkt sich nun gesundheitlich aus. Ich bekomme derzeit Stromtherapie, mache brav die empfohlenen Dehnungsübungen, schmiere Chinaöl, nehme Muskelbäder und versuche den Arm im Übrigen zu entlasten, so gut es geht, weil die Sache angeblich chronisch werden kann.








Als Azulejos**) bezeichnet man die gemusterten Wandfliesen, die schon im 8. Jahrhundert von den Mauren in Spanien eingeführt wurden. Zwischen dem 14. und frühen 16. Jahrhundert erreichten sie in Portugal eine besonders reiche Ausprägung.
**) al-zulaycha, al-zuliji, az-zulaij, al-zulayi - verschiedene Schreibweisen, doch die Bedeutung dieses Begriffs, der aus der arabischen Sprache stammt, bleibt die gleiche: ein kleiner, bemalter, polierter Stein.












Azulejos blicken also auf eine lange, bewegte Geschichte zurück – wer mehr darüber erfahren will, findet zum Beispiel hier eine recht gute, knappe Zusammenfassung. Entdecken kann man sie überall in Portugal – sie schmücken die Fassaden und Innenräume von Kirchen, Palästen, Bahnhöfen und anderen öffentlichen Gebäuden, sie zieren Ladenfronten, edle Villen und einfache Wohnbauten. Ich weiß nicht, wie viele Fotos ich in meiner Begeisterung davon aufgenommen habe – von uralten, traditionellen und von modernen Fliesen, von kunstvolleren und eher schlichten – in diesem Post möchte ich euch jedenfalls einen kleinen Auszug davon bieten. Ich hoffe, er gefällt euch!












Herzliche Grüße und bis bald,
Traude



Samstag, 12. September 2009

Kleiner Nachtrag zum Päckchentag


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Hallo Mädels!
Beim letzten "Fotoshooting" in unserem Haus machte meine Speicherkarte ja schlapp, und deshalb fehlten ein paar Aufnahmen in meinem gestrigen Post. Hier kommen nun die Bilder jener Herzen, die ich außer den gestern gezeigten noch in Minas Päckchen fand.




Leider erzeugte die "angeschlagene" Speicherkarte zum Teil sonderbare "Doppelbildeffekte". Also habe ich eben versucht, sie mit ein paar Traude-Spezial-Tricks zu "retten", denn gerade diese beiden Herzfotos kann ich nicht wiederholen: Das Herz mit dem weisen Spruch "Be the Change you wish to see in the World" habe ich gestern meiner Freundin Moni mitgebracht, mit der ich nachmittags an ihrem Einstieg in die Bloggerwelt gebastelt habe. Ein Bisschen wird sie wohl noch brauchen, bis ihr Blog so richtig fertig zum Loslegen ist - aber ich hab gesehen, dass ihr viele von euch schon einen schönen Willkommengruß auf ihr erstes "Probe-Posting" geschickt haben, darüber freut sie sich bestimmt sehr! Ich kann's nur immer wiederholen: Ihr seid wirklich toll!



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Und weil einige von euch Geschichten offenbar genauso gern mögen wie ich, erzähle ich euch zum Abschluss noch eine, die ich euch gestern ebenfalls schuldig geblieben bin: Die Geschichte, wie ich zu der kleinen Küchenwaage kam:




Es fing eigentlich damit an, dass ich auf Lauras Blog *) in einem insgesamt sehr sehenswerten Post über das Haus ihrer Freundin Paula das Foto eines auf sehr witzige Art und Weise zweckentfremdeten alten Fleischwolfes sah. Die Idee gefiel mir auf Anhieb! Ich erinnerte mich, dass meine Eltern einmal eine ganz ähnliche "Faschiermaschine" (wie man in Wien dazu sagt) besessen haben.

Sie hatte meinem Vater gehört, denn er war ursprünglich gelernter Metzger gewesen (oder Österreichisch: "Fleischhauer"), hatte leidenschaftlich gern gekocht und war immer der Hauptverantwortliche für die Zubereitung von Fleischgerichten in meiner Familie gewesen. Meine Mutter hingegen (obgleich sie ebenfalls aus einer Fleischhauerfamilie stammt) fühlte sich hauptsächlich für Gemüse und andere Beilagen zuständig. Sie benützte die Faschiermaschine demnach sicherlich nicht mehr.

Also fragte ich meine Mutter bei einem meiner Besuche der letzten Zeit, ob sie dieses gute alte Stück noch irgendwo hat. Nach einigem Überlegen und Durchforsten ihrer Küchenschränke meinte sie, die könne wohl nur im Keller gelandet sein. Also pilgerten wir mit einer Taschenlampe bewaffnet in ihr Kellerabteil. (Meine Mutter lebt in einem Wiener Gemeindebau aus den 20er-Jahren, und ihre kleine Zelle im "Souterrain" ist nicht mit Strom versorgt.) Wir fanden zwar einige "Schätze", die mir meine Mutter gleich einpackte, aber der alte Fleischwolf war nirgendwo aufzutreiben.

Als wir dabei waren, die Kellertür wieder zu versperren, kam gerade Herr G. ins Treppenhaus. Er ist ein netter Nachbar meiner Mutter; als ich ein Kind war, war ich öfter mal bei Herrn und Frau G. zu Besuch, um dort mit ihrer etwas jüngeren Enkeltochter zu spielen. Inzwischen ist Herr G. 89 Jahre alt, und seine demenzkranke Frau, die er jahrelang gepflegt hat, ist erst vor kurzem gestorben. Er freut sich also immer über einen kleinen Plausch und erkundigte sich neugierig, was wir denn im Keller gewollt hätten. Als er von unserer vergeblichen Suche nach Vaters Faschiermaschine hörte, blühte er regelrecht auf: "So eine hab ich!", strahlte er... und verschleppte uns flugs in sein Kellerabteil.

Ja, und dort kam dann eben nicht nur sein alter Fleischwolf zum Vorschein, sondern auch die süße Waage mit den Gewichten, eine alte Espressomaschine, eine Butterdose und andere Gefäße aus Glas ... und am liebsten hätte er mir offensichtlich den Großteil seines Kellerinhaltes geschenkt. Seine Augen fingen jedes Mal begeistert zu leuchten an, wenn er wieder etwas entdeckte, das mir gefiel. Und meine Mutter jammerte, weil ich ihren Keller (angeblich) nicht mit der selben Vehemenz "geräumt" hatte wie den ihres alten Nachbarn ;-)

Nun wünsche ich euch ein wunderschönes restliches Wochenende. (Wir gehen heute noch zum sogenannten Spielwiesenfest - mal sehen, was dort los ist...)
Herzlichst, Traude
♥♥♥♥♥♥♥

*) Übrigens war es auch die liebe Laura, von der ich die hübschen alten Aufnahmen zur Verfügung gestellt bekam, die ihr in der Hakenleiste oben mit den drei herzförmigen Bilderhaltern seht: Sie stammen aus ihrem Post mit dem Titel "Winged Beauties".

Freitag, 11. September 2009

PÄCKCHENTAG!!! ... und andere Freuden

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~~♥ ♥~~
Hurra, gestern war Päckchentag!
Ich hab mich so darüber gefreut - und ich möchte daher meinen beiden "Landsfrauen"
~~♥ ♥~~

Papas Tirolermadele
(die mir "einfach so" eine Freude bereiten wollte - was ihr perfekt gelungen ist!!!)
und Mina / House 21
(bei der ich etwas bestellt hatte und die mir zu ihrer Sendung noch ein paar herzige Geschenke beigelegt hat)

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heute noch einmal "in aller Öffentlichkeit"

DANKE - DANKE - DANKE!!!


sagen!
Ihr habt mich so lieb aufgemuntert!

Ihr seid so großzügig und wunderbar!
Und dabei fühle ich mich ja sowieso schon so beschenkt, seit ich in der Bloggerwelt unterwegs bin; hier kommt mir so viel Wärme und Herzlichkeit entgegen, wie ich es von "draußen in der Welt" kaum kenne!

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~~♥ ♥~~

Wo fange ich an? Der Einfachheit halber bei der "Lieferung", von der ich zuerst wußte, dass sie kommen wird: Bei Mina habe ich nämlich drei Herzen bestellt - ich bekam allerdings insgesamt FÜNF, denn die Liebe hat mir sowohl ein kleines Stoffherz als auch ein rostiges Blechherz als Geschenk beigelegt - und dann auch noch einen nostalgischen Aufkleber und ein Briefchen! Total süß!!!
(Leider kann ich vorläufig davon noch nicht alles zeigen, weil mal wieder die Speicherkarte meiner Kamera spinnt und nicht alles, was sie fotografiert hat, wieder "ausspuckt". Aber auf dem ersten Bild seht ihr zumindest schon mal
eines der genähten Herzen von Mina - und auf dem zweiten das rostige Metallherz!)


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Und ebenfalls gestern kam dann auch noch ein weiteres schönes "Packerl" (wie man bei uns sagt) - vom lieben Tirolermadele! Und darin fanden sich diese zwei hübschen Tonbecher und ein reizendes Begleitkärtchen, aus dem ich erfuhr, wie ich zu diesem netten Geschenk gekommen war: Sie hatte sie im "Brockenhaus" gesehen und musste an mich denken!
"Die Farbe, das Muster", schrieb sie mir, "die warteten auf dich!"
Ist das nicht wunderbar!?!

Auch wenn diese Becher wohl aus der Alpenregion stammen, kommt der Begriff, der sich mir dazu aufdrängt, aus dem skandinavischen Sprachraum: Ich finde sie einfach "hyggelig", also quasi gemütlich, nett und urig!!!
Eine Seite zeigt ein Blumenmuster, die andere eine Kutsche - beides in "rostigen" Tönen. Und - meint ihr nicht auch, dass Tirolermadeles Becher und Minas Rostherz perfekt zueinander passen?!?!!!!

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(Sogar im Gegenlicht...!)


Und wisst ihr was: Das Tirolermadele hat es tatsächlich erraten! Ich sah die beiden Becher und ahnte gleich, wie ich sie "einsetzen" wollte: lustigerweise warteten offenbar nicht nur die Becher im Brockenhaus auf mich, sondern bei mir daheim wartete eine alte Waage auf ihre dekorative Verwendung!
Findet ihr nicht auch, dass hier einfach alles "aufeinander gewartet" hat?!?!
Vielen Dank noch einmal, liebes Tirolermadele, und vielen Dank, liebe Mina!!!

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Wie ich an diese alte Waage geraten bin, ist übrigens eine eigene nette Geschichte, aber die erzähle ich euch ein andermal, sie würde jetzt zu weit führen. Sie ist jedenfalls kein Erbstück - im Gegensatz zu jener alten Waage, die ihr auf dem weiter unten geposteten Foto sehen könnt.
Und ebenfalls kein Erbstück ist dieser schön bestickte Tischläufer: Ihn habe ich vorige Woche in der Wühlkiste eines Altwarenladens in Wiener Neustadt entdeckt. Leider hat er ein paar kleine Flecken (ich weiß nicht, ob Rost* oder Kaffee / Tee) - habt ihr hier vielleicht Entfernungs-Tipps???
* (Seltsame "Rostrose", stimmt's - hier mag sie Rost plötzlich nicht!!!)



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Ja, und hier ist nun die andere Waage - jenes Stück, das ich von meiner "großen Oma", also der Oma väterlicherseits, geerbt habe. (Ich merke erst durchs Bloggen, wieviele Erbstücke ich eigentlich besitze!!!) Und weil wir uns somit auch schon in meiner Küche befinden, sollt ihr gleich noch ein bisschen Einblick in diesen Raum bekommen. Leider habe ich keine besonders tollen Küchenmöbel - sie waren schon vor unserem Einzug in diesem Haus - aber sie sind ganz okay, und ich habe eben versucht, den Raum mit ein paar kleinen Details und etwas blauer Wandfarbe sowie Schablonenmalerei aufzupeppen.





Diese Gewürzgläser sind übrigens tatsächlich FLOHMARKT-STÜCKE!!! Denn am vorigen Samstag, als ich mit meinem Mann Richtung Leihbücherei unterwegs war, sah ich, dass es in Baden wieder einmal einen Straßenflohmarkt gibt. Meine Erfahrung vom letzten Mal war zwar nicht gerade grandios, weil der Markt eher teuer ist, aber diesmal wollte ich mich nicht so rasch entmutigen lassen. Ich hatte zwar nur Zeit, bis mein Mann in der Bücherei fertig war - und das ging diesmal sehr, sehr schnell (wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich sonst zuuu viel Beute mache ;-)) - aber, HA, ich bin trotzdem fündig geworden (und jetzt, wo es mir Dank all eurer aufbauenden Kommentare und lieben Aufmerksamkeiten wieder etwas besser geht, kann ich mich darüber auch so richtig freuen)!!!




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Und dieses schöne, farblich passende Küchenhandtuch mit Monogramm ist auch wieder eines der edlen Geschenke, das ich mal von der lieben Jade bekommen habe!

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Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Wochenende -
viele liebe Küschelbüschel und nochmal danke für ALLES!!!
von der "rostrosigen" Traude, die sich riesig freut, dass es euch gibt!!!

~~♥ ♥~~

Dienstag, 8. September 2009

Sternengarten

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Ihr Lieben, ich bin euch allen so sehr dankbar für eure gefühlvollen, tröstenden Zeilen! Es ist schön, so viele wunderbare Frauen zu kennen!

Heute möchte ich euch ein bisschen darüber erzählen, wie Niki zu uns kam, was er dadurch für eine zusätzliche Bedeutung für mich hat:
Als meine Tochter Jana sich ein Meerschweinchen wünschte, hatten wir bereits zwei Katzen und redeten ihr die Idee daher wieder aus - oder versuchten es zumindest (auch weil wir wussten, dass ein Meerschweinchen allein sich einsam fühlt, wenn es nicht ständig beschäftigt wird). Meine Eltern hingegen ließen sich weichkochen, und so kam Niki in deren Leben.
Zu Jana sagten sie: "Es gehört dir, auch wenn es bei uns wohnt - und du kannst es immer besuchen kommen."




Niki wurde von ihnen verwöhnt und betüddelt. Er bekam nur die leckersten (teuersten) Nagerstangen und Biogemüse und durfte täglich mindestens eine Stunde frei im Wohnzimmer herumlaufen. Dabei verliebte er sich in die pelzigen Hausschuhe meiner Mutter und rannte ihnen immer quiekend hinterher (wie Meerlis es nunmal beim Balzen machen). Ich weiß nicht, ob er den linken oder rechten Schuh lieber mochte - wahrscheinlich war er Bigamist!
Und mein Vater setze sich den kleinen Kerl abends beim Fernsehen auf den Bauch und kraulte ihn zwischen den Ohren. Er liebte das kleine Schweinchen - Niki war (neben dem Hund meines Bruders, mit dem er 2 bis 3 Mal pro Woche eine Wienerwaldrunde zog) eines der bevorzugten Gesprächsthemen seines letzten Lebensjahres. Aus diesem Grund kam Nikodemus nach dem Tod meines Vaters im Jänner 2007 sogar in der Trauerrede vor. Und in meinen Gedanken war er immer irgendwie mit meinem Vater verknüpft.

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Meine Eltern sind fast sechzig Jahre miteinander verheiratet gewesen. Entsprechend schlecht ging es meiner Mutter daher nach dem Tod ihres Mannes. Sie dachte, dass sie ihm hinterhersterben würde. Deshalb bat sie mich, Niki vorübergehend zu uns zu nehmen. Aus vorübergehend ist "für immer" geworden, auch wenn sich meine Mutter wieder erholt hat. Da Niki kein anderes Schweinchen gewöhnt war und wir nicht wussten, wie er reagieren würde (und wir außerdem nicht immer nach ein paar Jahren einem einsam zurückbleibenden Meerli einen neuen Partner "nachbesorgen" wollten) ist Niki allein geblieben. Das war vielleicht nicht so schön für ihn, doch wir haben uns bemüht, es ihm sonst so angenehm wie möglich bei uns zu machen. Ich hoffe sehr, dass es uns gelungen ist.



Nach dem Tod meines Vaters ließen wir in der Parte folgendes Gedicht von Welf Ortbauer drucken:

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Du bist gegangen

Du bist gegangen in den Sternengarten,
ruhst aus in einem Beet von Licht und Glück.
Nur uns, die stumm vor dessen Toren warten,
verbrennt der Wunsch, du kämst zu uns zurück.
Doch wenn wir DICH geliebt und weiter lieben,

nicht UNS und UNSER inn'res Sehnen,
dann fühlen wir: der Ort wo du geblieben,
ist deine Seligkeit. Grundlos sind uns're Tränen.


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Ich finde dieses Gedicht wundervoll tröstlich.



Meine Eltern waren bzw. sind keine wirklich konventionell denkenden und handelnden Menschen. Die angeblich so zutiefst Österreichische Wunschvorstellung von "ana scheen Leich" (also einer pompösen Beerdigungszeremonie und einer Neid erweckend grandiosen Grabstelle) fanden sie immer lächerlich. Als ich mit meiner Familie aufs Land zog, und Jana eines Tages ihrem Opa zeigte, wo sie jene toten Mäuse bestattete, die uns die Katzen gebracht hatten, meinte er: "Da will ich auch einmal begraben werden, direkt neben dem Komposthaufen. Da gehör ich hin!"
(Er war ein humorvoller Mann, und einer seiner Witze lautete: "Ich bin kein Grufti - denn wenn man so alt ist wie ich, ist man schon ein Komposti!")
Dass er - bzw. seine Urne - in unserem Garten bestattet werden sollte, war jedoch kein Witz - mein Vater wollte das wirklich, und nachdem wir uns einverstanden erklärt hatten, legte er diesen Wunsch sogar schriftlich fest: Er war immer gern von Natur umgeben gewesen und wollte das auch nach seinem Tod sein.

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Natürlich habe ich die Urne nicht neben dem Komposthaufen verscharrt. Ich habe einen kleinen Teil des Gemüsegartens - inspiriert durch das Ortbauer-Gedicht - zum "Sternengarten" erklärt, ihn mit Buchskugeln und Dickkmännchen bepflanzt (der Spitzname meines Vaters war "Dicky", da passten diese Pflanzen doppelt gut), ein Engel & Laternen mit Sternenmuster sowie das Herz, das ihr auf dem oberen Bild sehen könnt, schmücken die Stelle. Meine Mutter meinte vor kurzem: "Mei, ist das schön! Wenn ich nicht doch noch so gerne weiterleben tät, tät ich mich am liebsten dazulegen!"



Ich weiß nicht, ob es so etwas wie den Himmel oder das Paradies gibt. Ich habe zwar tiefen Respekt vor dem Glauben anderer Menschen, bin selbst jedoch im christlichen Sinne nicht gerade gläubig.

Kennen einige von euch den philosophischen Fantasyautor Terry Pratchett? Bei ihm habe ich irgendwann einmal (sinngemäß) gelesen, wenn du an das Paradies glaubst, wirst du nach dem Tod im Paradies weiterleben; wenn du an Walhall glaubst, wird dies dein ruhmreicher letzter Ruheort; glaubst du an nichts, kommst du ins Nichts (und der Typ, diese Romanfigur, die an nichts geglaubt hat, steht dann irgendwie im Leeren da und fragt sich, was das soll - das fand ich witzig ...).

Ich persönlich glaube nicht an "nichts", mir gefällt z.B. die Vorstellung, mit dem Universum eins zu werden... (oder vielleicht auch in einer anderen Form als jetzt mit dem Universum eins zu BLEIBEN).
Die Vorstellung eines Sternengartens gefällt mir ebenso.
Und mir gefällt die Vorstellung eines "Lebens VOR dem Tode" ;-)

Vermutlich hat der Tod für mich deshalb keinen so großen Schrecken, wie es eventuell klingt, wenn ich sage, dass ich traurig bin oder dass ich um Niki trauere.
Trauer ist immer in gewissen Grade auch ein (verständliches und legitimes) egoistisches Gefühl - eben ein Vermissen, ein sich nicht trennen wollen.
Oder auch das Fehlen alter Gewohnheiten: Wenn ich in Zukunft in den Kräutergarten gehe oder Salat aus dem Gemüsefach hole, brauche ich für Niki keine Extraportion Grünzeug mitzubringen. Wenn ich den Kühlschrank öffne, bleibt sein Quieken aus. Der Platz, wo sein Käfig stand, sieht leer aus...

Vor allem bei noch
jungen Menschen oder Tieren kommt dann außerdem das bedrückende Gefühl hinzu, dass es zu früh war, dass das jetzt noch nicht hätte sein dürfen, und Niki war noch nicht einmal vier...

Aber ich weiß: Wo auch immer Niki jetzt ist - in Gottes Armen, im Universum, im Meerschweinchenparadies, wo es Wiesen aus Basilikum gibt oder im Sternengarten - dass er dort jetzt keine Schmerzen mehr hat und sich nicht länger quälen muss. Und ich weiß, dass er - jedenfalls für ein Single-Meerschweinchen - ein ganz gutes Leben gehabt hat und geliebt worden ist.



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Ich grüße euch von Herzen!
Alles Liebe, Traude

Montag, 7. September 2009

Requiem für ein kleines Schweinchen


Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust,
so ist es dir, als leuchten tausend Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
Und wenn du dich getröstet hast,
wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.


(Antoine de Saint-Exupery, Der kleine Prinz)









Heute hat unser Niki seinen Weg zu den Sternen angetreten.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die Niki noch ihre guten Wünsche geschickt, für ihn gebetet oder ihm auf andere Weise postive Gedanken gesandt haben. Vielleicht konntet ihr ihm damit zumindest das Sterben erleichtern. Sein Leben war leider nicht mehr zu verlängern. Auch wenn sein Tumor geschrumpft ist, ist unser kleiner Nikodemus an den vergangenen Tagen immer schwächer geworden. Gestern durfte er noch ein letztes Mal in der Wiese sitzen. Sein letztes Basilikumblättchen und seine letzten paar Grashalme hat er vorgestern geknabbert. Gestern hatte er kein Interesse mehr daran. Da war klar, dass die Zeit für den Abschied endgültig gekommen ist. Ich hoffe, dass es dort, wo er jetzt ist, ganz viel frisches Basilikum gibt. Und Gurken und Melonen - die mochte er auch so außerordentlich gern!
Ursprünglich wollte ich euch noch ein bisschen über Niki erzählen, ich dachte, das würde mir gut tun - aber heute geht das leider doch noch nicht. Vielleicht ein andermal. Herzliche Grüße und Danke, dass ihr da seid!!!


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Alles hat seine Zeit,
die Zeit der Liebe,
der Freude und des Glücks,
die Zeit der Sorgen und des Leids.
Es ist vorbei. Die Liebe bleibt.
Alles hat seine Zeit.
Es gibt eine Zeit der Stille,
eine Zeit des Schmerzes und der Trauer,
aber auch eine Zeit der dankbaren Erinnerung.
Alles Wachsen ist ein Sterben,
jedes Werden ein Vergehen.
Alles Lassen ein Erleben,
jeder Tod ein Auferstehn.
(Tagore)

Donnerstag, 3. September 2009

Die Geschichte vom hölzernen Bengele ...


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... kennen bestimmt viele von euch - die meisten aber wohl unter dem Namen, dem ihm sein Erfinder Carlo Collodi im Jahr 1881 gegeben hat: Pinocchio. Doch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, als die ersten Übersetzungen der "Geschichte eines Hampelmannes" erschienen, war offenbar das Bedürfnis noch sehr groß, den Namen des kleinen Holz-Püppchens "einzudeutschen". Die erste deutsche Fassung aus dem Jahr 1905 hieß gar Hippeltitsch's Abenteuer! Auch der Name von Gepetto, dem Ziehvater Pinoccios, wurde verändert: Er heißt in meinem Buch, das sich schon lange im Besitz meiner Familie befindet, Toni. (Josef oder Sepp wäre passender gewesen, denn Gepetto ist ja eine Form von Guiseppe.)

Offenbar hat man es in früheren Zeit auch noch nicht ganz so genau mit dem "Copyright" genommen - jedenfalls gibt es in dem "Bengele-Buch" nur zwei äußerst dezente Hinweise auf Collodi: Der Name steht klein auf dem Buchrücken und (wie ihr auf dem Foto oben sehen könnt) nicht viel größer im Buchinneren - direkt neben dem Namen des Übersetzers (Anton Grumann). Wie es aussieht, haben milde Zephirwinde die Geschichte in Deutsche Lande geweht - dann braucht man den Autor wohl auch nicht groß zu nennen ;-)



Später hat Grumann unter seinem eigenen Namen auch noch ein Sequel herausgebracht - "Die Geschichte von Bengeles Schwester". Da ich als Kind so ziemlich alles gelesen habe, was mir zwischen die Finger kam (auch die Bücher "in der alten Schrift") nehme ich an, dass ich auch diese Geschichte nicht ausgelassen habe. Ich kann mich allerdings an nichts mehr erinnern - möglicherweise war sie nicht besonders spannend? Darauf würde auch folgender Text hinweisen, mit dem der Herder-Verlag am Ende des Buches für das Vorgänger-Werk wirbt:
"Kennst du die Geschichte vom hözernen Bengele? Bengele ist ein wenig jünger als seine Schwester. Darum, und weil er eben ein Bub ist, erlebt er womöglich noch tollere Geschichten. Oder ist das nicht so?"


Ich liebe diese beiden Bücher vor allem wegen der schönen scherenschnittartigen Zeichnungen auf den Umschlägen und wegen der liebenvollen und zahlreichen lllustrationen im älteren "Bengele"-Buch. Sie stammen von Enrico Mazzanti (worauf ich im Inneren des Buches keinen einzigen Hinweis finden konnte). In "Bengeles Schwester" hingegen findet sich im Buchinneren die Bemerkung "Mit 66 Bildern von Johannes Thiel"... (Sie sind nicht schlecht, kommen aber an die Mazzanti-Zeichnungen nicht heran.)



Pinocchio – Darstellung von Enrico Mazzanti



Wer übrigens einmal in die Toscana kommt, sollte sich die Ortschaft Collodi nicht entgehen lassen (zwischen Lucca und Pistoia gelegen), nach der sich der Pinocchio-Autor benannte. (Sein eigentlicher Name lautete Carlo Lorenzini .) Hier kann man sich unter anderem den Pinocchio-Park ansehen (doch Achtung, man sollte sich keinen Vergnügungspark für Kinder erwarten - der Park hat andere, eher künstlerische Qualitäten). Besonders charmant und sehenswert haben wir in Collodi allerdings


gefunden! Unbedingt zu empfehlen!


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Und hier zeige ich euch noch ein paar andere alte Bücher aus meiner Sammlung. Weil mich einige gefragt haben, wie viele alte Bücher ich besitze: Es sind nicht gar so viele, doch sie sind allesamt Erbstücke (bisher habe ich also noch nicht auf Flohmärkten oder in Antiquariaten nach "Zuwachs" gesucht). Und auch wenn sie vermutlich noch keinen besonders großen Sammler-Wert haben, sind sie mir lieb und teuer. Ich liebe es, wie sich diese alten Bücher anfühlen, ihr vergilbtes Papier, die zum Teil sehr aufwendig gestalteten Buchdeckel und Illustrationen im Inneren, ich liebe die Geschichten, die mit ihnen verknüpft sind und ich liebe ihren unvergleichlichen Geruch!



Eines dieser Bücher stammt von Ludwig Ganghofer ("Der Klosterjäger"). Es enthält ein Gedicht, das der Autor seiner verstorbenen kleinen Tochter gewidmet hat. Und weil ich auf den verschiedenen Blogs nicht nur herzerwärmenden und fröhlich machenden Themen begegne, sondern zuweilen auch sehr tragischen und berührenden Familiengeschichten, möchte ich am Ende meines heutigen Posts dieses Gedicht wiedergeben: Erst vor kurzem bin ich durch die Beiträge von Rosa und von Michelle auf einen Blog aufmerksam geworden, bei dem es um die Geschichte der kleinen Cora, um ihre Familie und um bewunderswerte Trauerarbeit geht. Und am selben Tag wurde ich durch Emmelines Blog auf das traurige Schicksal der kleinen Wilma in der norwegischen Mali-Mo-Familie aufmerksam. Für sie und alle, die ähnliches Unvorstellbares erlebt haben, möchte ich Ludwig Ganghofers Zeilen aus dem 19. Jahrhundert hier wiedergeben:

Dem Angedenken meines heimgegangenen Kindes

Sie stieg hernieder auf die Erde,
Wie von der Sonne fällt ein Strahl ...
Und schwand hinweg von dieser Erde,
Wie er verglüht im dunklen Tal.

Der Blume gleich im Frühlingshage,
An Leib und Seele sonder Fehl,
War sie die Freude meiner Tage,
Mein Sorgentrost und mein Juwel.

Kein Wölklein, das sich nicht zerteilte
Vor ihrem sonnigen Gesicht,
Und wo sie ging und wo sie weilte,
Da war die Wärme, war das Licht.

Sie lächelte: man musste lieben.
Ein Blick: und sie gewann ein Herz ...
Und ach, was ist von ihr geblieben?
Ein kleines Grab, ein großer Schmerz.


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(Es tut mir Leid, dass mein heutiges Posting so schwermütig endet, doch diese Schicksale haben mich ziemlich stark erschüttert.
Ich wünsche euch allen natürlich trotz alledem ein wunderschönes, erholsames und KEINESWEGS schwermütiges Wochenende!!!
ALLES LIEBE, Traude)

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