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Dienstag, 30. Juni 2020

Ein Naturreservat und drei Marchfeldschlösser

Servus ihr Lieben,
und DANKE für eure Geduld! 😘😘😘


In meinem vorigen Post Wir feiern wieder mit Freunden hatte ich euch vorgewarnt, dass es ein Weilchen dauern könnte, bis ich abermals zum Bloggen komme. Heute schaffe ich es zwar wieder, aber der Zustand des Seltenbloggens wird wohl noch eine Zeitlang anhalten. Dabei gäbe es viel zu erzählen. Ich war hin- und hergerissen, ob ich euch lieber eine Rückschau auf einen feuchten Juni mit einigen Sonnenstunden und Lichtblicken biete oder euch von unserem wunderbaren Ausflug am 23. Juni erzählen soll. Der Ausflug hat letzten Endes gewonnen.

Abermals waren wir mit unseren Freunden Brigitte und Peter unterwegs. Die beiden hatten uns erzählt, dass etwa eine Stunde von uns entfernt - in den Unteren March-Auen - die größte in Bäumen nistende Weißstorchkolonie Mitteleuropas lebt. Und so beschlossen wir, mit den beiden das WWF Naturreservat Marchegg zu besuchen. 


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Brigitte hat bis vor ein paar Jahren als Naturführerin gearbeitet; die Gegend ist ihr vertraut. Doch so viel Wasser habe sie dort noch nie gesehen. Dank der regnerischen Wochen, die wir im Mai und Juni hatten, finden die Störche hier erstmals seit langem wieder reichlich Nahrung und müssen nicht zugefüttert werden.

Ausrüstung:
Edi und ich waren wieder mit zwei Kameras unterwegs - ich hatte mein Nikon Nikkor 18-200 mm-Objektiv aufgeschraubt, Edi schleppte sich mit unserem "Monsterobjektiv" Sigma 150-600 ab. Aber wie meistens, lohnte sich die Schlepperei. Die tollen Nahaufnahmen im Naturreservat stammen fast alle von Edi, die Übersichts- und Landschaftsaufnahmen von mir. In der folgenden Collage seht einen Teil des Überschwemmungsgebietes und oben ganz links einen der bewohnten Bäume in der Ferne. Unten: Edi hat eines der Baumnester ganz nah herangezoomt.


Wegen der überschwemmten Wege konnten wir nur einen Teil des geplanten Ausflugs in das Reservat hinein unternehmen. Und Brigitte bedauerte, dass wir daher wohl auch die Wildpferde, die dort leben, nicht zu Gesicht bekommen würden.

Schloss Marchegg:
Es gab aber auch so noch einiges zu sehen, denn eines der sechs Marchfeldschlösser - das Schloss Marchegg - grenzt direkt an das Naturreservat an. Auf dem Dach des Schlosses nisten ebenfalls einige Storchenfamilien.


Das Barockschloss Marchegg wurde als Ausstellungsort für die Niederösterreichische Landesausstellung im Jahr 2022 auserwählt. Dazu wird das Schloss komplett restauriert und ist daher derzeit geschlossen - schade, aber wir bekamen noch andere Schlösser zu sehen an diesem Tag.

Neben dem Hirschkopf wurde schon getestet, welchen Anstrich das Schloss bekommen soll - leider bleibt es offenbar nicht so hübsch Schönbrunner-gelb wie bisher...
Mein Freund, der Baum:
Im Park des Schlosses Marchegg gibt es zahlreiche alte Bäume - unter anderem diese Ahornblättrige Platane  (Platanus × hispanica) '10441', die zu Recht den Beinamen 'The Big One' trägt. Mehr über diesen monumentalen Baum HIER. Als bekennende "Baum-Umarmerin" musste ich ihm natürlich einen zärtlichen "Hug" geben:


Brutpaar-Beobachtung:
Direkt neben dem Schlosspark wächst eine alte Kastanie. In ihrem Wipfel lebt ein Storchenpaar mit seinen Jungen. Wir haben drei kleine Köpfe gezählt! Wir beobachteten Herrn und Frau Storch eine Weile beim Füttern der Kleinen und beim Ausbessern des Nestes. Immer wieder flogen sie abwechselnd zu einem verlassenen Nest auf einem Hausdach und bedienten sich dort, als wäre es ein "Baumarkt".


Mit manchen Zweigen war das Navigieren und Landen gar nicht so einfach:

Himmelsblicke mit Störchen

Unten rechts seht ihr die "Kamera-Störche" - diese Storchenfamilie wird nämlich gefilmt. Ob sich die Familienmitglieder vor der Kamera auch ab und zu so in Pose werfen wie ich? 😜


Wir beschlossen, ein weiteres Marchfeldschloss zu besichtigen, immerhin hatten wir ja unsere Niederösterreich-Card dabei, und damit ist der Eintritt einmal pro Jahr gratis. Also machten wir uns auf den Weg zu unseren Fahrzeugen. Als wir schon ganz in der Nähe waren, stutzte Edi plötzlich und fragte: "Sind das dort vorne Schafe?" Schließlich kennt er ja meine Begeisterung für diese wolligen Viecher. Aber Brigitte jubelte: "Das sind keine Schafe - das sind die Pferde!"


Konik-Pferde:
Der WWF Österreich startete im Frühjahr 2015 ein besonderes Projekt - die Beweidung des Naturreservats mit Koniks. Die Bezeichnung „Konik“ stammt aus dem Polnischen und bedeutet „kleines Pferdchen“. Die direkten Nachfahren der ausgestorbenen europäischen Wildpferde sind sehr robust; sie werden von Polen über Deutschland bis in die Niederlande ganzjährig in großen Naturreservaten gehalten. Das Beweidungsprojekt soll einen wesentlichen Beitrag zur Landschaftspflege und Erhaltung des Gebiets leisten - auf diese Weise entsteht ein perfekter Lebensraum für viele gefährdete Arten. Mehr darüber HIER.


Also bekamen wir sie doch noch zu Gesicht, die ausgewilderten Pferde von Marchegg - und noch dazu gab es ein paar hübsche Fohlen in der Herde! Hach, und ich bin so froh, dass Edi das große Objektiv dabei hatte, denn näher als bis auf ca. 30 Meter kamen wir an die Koniks nicht heran. 


Schloss Hof:
Nach dieser wundervollen Begegnung ging's weiter zum größten der Marchfeldschlösser. Das Barockschloss Hof wurde in den 1620er Jahren errichtet und ab 1725 von Prinz Eugen von Savoyen zu einem repräsentativen Landsitz ausgebaut.

Mein Halstuch hatte ich mir inzwischen zum Schutz vor zu viel Sonne als Turban gebunden.


Schon oft haben wir uns vorgenommen, der Anlage mit dem siebenterrassigen Barockgarten einen Besuch abzustatten - nun haben wir es endlich geschafft! Doch obwohl wir neugierig auf all das Sehenswerte waren, gönnten wir uns als erstes eine kleine Mittagspause im Schlossrestaurant.


Frisch gestärkt ging es weiter - und wir waren begeistert von der Gestaltung, all der Pflanzenpracht und den niedlichen Viechern, die hier leben.


Auch hier gab es wieder einige Jungtiere zu sehen. Ich glaube, das entzückende schwarze Eselfohlen schlief im Stehen! 😉 Und den Gemüse-Kräuter-Obst-Garten  fanden wir sehr inspirierend: Hier sind die Beete in Themen wie "Backdüfte", "Schweinsbraten" oder "Scharfes" unterteilt! Herr Rostrose musste sich natürlich gleich mit "scharfem" Gesichtsausdruck zu seiner Lieblings-Geschmacksrichtung stellen 😉...


Das gescheckte Pferdchen erinnerte uns an Pippi Langstrumpfs Kleinen Onkel. Allerdings war dieses Pferd garantiert kein "Onkel", denn es war hoch-trächtig. Es bekam ein paar gute Wünsche für sich und das Baby von uns.


T in die → neue Woche:
Am Ende der untersten Terrasse befindet sich ein prächtiges Schmiedeeisen-Tor, das ich für Novas Linkup fotografiert habe. Von hier aus kann man direkt in die Slowakei sehen:


Wir durchwanderten die gesamte Anlage hinan, zuweilen mit einem kleinen Päuschen bei einem der Brunnen. Zwischendurch mussten wir natürlich die eine oder andere Blume bewundern, und Herr Rostrose gab seinem Bedürfnis nach, eine der Sphinxen unsittlich zu berühren. Nachdem sie weiterhin lächelte, hatte sie offenbar kein Problem damit 😉.


Danach wollten wir eigentlich in ein Café in Hainburg fahren, von dem uns Brigitte und Peter erzählt hatten. Doch vor der Brücke über die Donau war ein langer Stau. Ein Hubschrauber landete und wir erfuhren, dass es erst in etwa zwei Stunden weitergehen würde. Brigitte hatte die glorreiche Idee, dann einfach umzudisponieren und ein weiteres Marchfeldschloss zu besuchen, wenn wir schon mal in der Gegend waren - nämlich das

Schloss Niederweiden:
Immerhin ist auch die Besichtigung des ehemaligen Jagdschlosses von Prinz Eugen mit der NÖ-Card gratis, ein Café gibt es dort ebenfalls - und die derzeit dort laufende Sonderausstellung "Sisi – Mensch & Majestät" klang sehr interessant. Obwohl wir schon somanche Ausstellung über die einstige Österreichische Kaiserin gesehen haben, lernten wir wieder etwas dazu. Leider durfte man in den Ausstellungsräumen nicht fotografieren, also kann ich euch nur Bilder aus dem Außenbereich bieten - unter anderem von einem Seeadler, der über dem Garten kreiste. Allerdings hatte da nur ich die Kamera dabei, das große Objektiv war im Auto geblieben. Zum Ausgleich gibt's ein Foto von der Prinz-Eugen-Torte, die wir uns dort gönnten - ihr dürft gern ein Stückerl davon naschen: 


Vor dem Schloss gibt es ein flaches Gebäude, in dem offenbar einst die Jagdbeute zubereitet wurde. Dort finden mittlerweile Veranstaltungen statt. Uns gefiel es (unter anderem) sehr, dass das Obst und Gemüse, mit dem man dort die Tafel und die Kochstellen dekoriert hat, nicht aus Plastik, sondern echt waren.


Nach etwa zwei Stunden machten wir uns auf die Heimreise, der Stau hatte sich in der Zwischenzeit aufgelöst - wir hoffen, dass nichts allzu Schlimmes passiert war.

Wallfahrtskirche Maria Ellend:
Auf der Fahrt nach Rostrosenhausen kamen wir an dieser hübsch verzierten Wallfahrtskirche Unserer lieben Frau in der kleinen Ortschaft Maria Ellend vorbei. Leider gibt es nur diese aus dem Auto aufgenommenen Bilder - nach dem langen Tag wollten wir nicht mehr anhalten, obwohl die Kirche und auch die Lourdesgrotte (die von einem waldartigen Park mit einem Kreuzweg, einem Rosenkranzweg und einigen kleinen Kapellen umgeben ist) sicherlich sehenswert sind. Die Kirche wurde 1770 errichtet, im Jahr 1910 wurde das Mosaikbild „Muttergottes an der Straße“ auf der Portalfassade der Kirche angebracht. Ich fotografierte nicht nur das Portal, sondern auch den Glockenturm für Novas Linkup:



Nun danke ich euch, ihr Lieben, dass ihr uns auf diesem Tagesausflug begleitet habt. Ich hoffe, er hat euch ähnlich gut gefallen wie uns. Ich war danach ein weiteres Mal aufgeladen mit Glücksgefühlen, weil wir so viel Schönes aus Natur und Kultur gesehen und diesen wunderbaren Tag mit lieben Freunden verbracht hatten. 

Ich wünsche euch einen traumhaft schönen Juli! Vermutlich werde ich weiterhin nur selten zum Bloggen kommen, aber die eine oder andere Besuchsrunde werde ich bestimmt schaffen. Bis dahin lasst euch zumindest hier von mir ganz herzlich grüßen: 


Alles Liebe,
eure Traude



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Mittwoch, 17. Juni 2020

Wir feiern wieder mit Freunden!


Ein Leben ohne Feste 
ist wie ein langer Weg ohne Einkehr.
Demokrit
(griechischer Naturphilosoph, 
460 - 371 v. Chr.)
Servus, ihr Lieben!

Auch wenn Demokrit seinen Ausspruch vor langer Zeit getan hat, hat er nichts von seiner Gültigkeit verloren. Also beschlossen Herr Rostrose und ich zu Beginn des Jahres 2020, mal wieder ein richtig großes Fest mit vielen Freunden und anderen lieben Menschen zu organisieren. Das letzte dieser Art liegt immerhin schon zehn Jahre zurück - es handelte sich damals um meinen "eckigen Nicht-Geburtstag". Ich habe euch HIER darüber erzählt - da bekommt ihr auch die Erklärung für den seltsamen Titel 😜. 

Seither hat sich somanches in unserem Umkreis verändert; Paare sind auseinander gegangen, andere wiederum haben ihren Traumpartner gefunden, und meine Mutter, die einst mit 84 noch fit und fröhlich mit uns Boccia-spielte, kann nun bei solchen Feiern nicht mehr dabei sein... Viele alte Freunde sind uns geblieben, aber nicht alle - neue Freunde sind hinzugekommen... So ist das Leben - oder (wie schon ein anderer griechischer Philosoph, nämlich Heraklit - 520 - 460 v. Chr. - feststellte): Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung...


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Der Anlass für das diesjährige Fest sollte unser beider Pensionierung sein. Meine fand bereits im vorigen Jahr statt, und schon damals hatte ich vor, aus diesem Grund zu meiner Lieblingsnummer der Gruppe The Who einen wilden Tanz auf dem Plateau der Hohen Wand aufzuführen - nämlich zu I'm free aus dem Musical Tommy. Denn nichts hatte ich in den letzten Jahren mehr ersehnt als endlich frei von dem Bürojob zu sein, der den Großteil meines Berufslebens bestimmt hat. Bisher hat sich der wilde Tanz noch nicht ergeben, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. (Innerlich habe ich ihn schon mehrmals getanzt 😉.) In jedem Fall sollte das Fest von Edi und mir "We-are-free"-Festl heißen 😊

Am Valentinstag 2020 kehrten Edi und ich bei einem nahe gelegenen Heurigen ein, um dort u.a. einen Termin für unser Fest zu vereinbaren. Wir einigten uns mit dem Wirt auf den 6. Juni und ein Fest mit mindestens 40 Personen. Doch dann kam Corona... Und damit wurde alles anders.

Herr Rostrose präsentiert stolz seinen buschigen "Corona-Bart" 😁

Bald war uns klar, dass unsere Feier nicht zum geplanten Termin stattfinden kann. Und da einige Freunde und Verwandte beschlossen hatten, sich noch länger von größeren Menschenansammlungen fern zu halten, würden wir unser Fest auch zu einem anderen Termin nicht in der geplanten Form durchführen können. 

Daher beschlossen wir, unser We-are-free-Fest dann eben "in Kleingruppen" in unserem Haus und Garten abzuhalten (mit einer Ausnahme, die dann doch beim Heurigen stattfinden wird). Sobald verlautbart wurde, dass man zumindest im kleineren Rahmen wieder Freunde treffen darf, begannen wir mit dem Einladen loszulegen. Das heißt, wir werden in diesem Sommer (und vermutlich bis in den Herbst hinein) aus dem Feiern kaum herauskommen 😊😉

Mein Kleid kennt ihr u.a. vom vorigen Post. Diesmal sind die Zutaten orange.

Eine Woche nach dem ursprünglich geplanten und dann abgesagten großen Fest starteten wir in die Kleingruppen-Festsaison 😉 - sprich: Am 13. Juni kamen vier Freunde zu uns, und mit ihnen verbrachten wir einen wunderschönen Nachmittag und Abend. 

Mittlerweile sind wir uns ziemlich sicher, dass es "in kleineren Einheiten" wohl sowieso die bessere, weil persönlichere, Methode des Zusammenseins mit Freunden für uns ist. Bei einem großen Fest hat man nur wenig Zeit, um mit einzelnen Personen zu plaudern. Andererseits ist es natürlich auch nett, wenn Freunde aus unterschiedlichen Lebensphasen oder Lebenszusammenhängen einander bei einer größeren Fete kennenlernen - das haben wir bei meinem Nicht-Geburtstagsfest vor zehn Jahren bemerkt... Aber eine gewisse Durchmischung gab es schließlich auch bei diesem kleinen Gartenfest.


Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, 
gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft – 
keinen größeren Reichtum, keine größere Freude.
Epikur von Samos
(griechischer Philosoph,
341 - 271 oder 270 v. Chr) 


Christine (rechts unten mit ihrem Mann) ist meine aller-langjährigste Freundin - ich bin mit ihr schon in die Volksschule und später aufs Gymnasium gegangen, das heißt, wir kennen einander seit 52 Jahren! Allerdings hatten wir einige Jahre kaum Kontakt und trafen einander erst wieder, als unsere Töchter bereits im Schulalter waren. Christine ist auch die Akupunkturärztin, mit deren Hilfe mein lieber Göttergatte Edi versucht hat, seine Kopfschmerzen loszuwerden. Mit den Akupunkturnadeln hat es leider nicht geklappt, aber immerhin kam von Christine ein toller Tipp (den ich HIER mit euch geteilt habe). 

Mit Maria bin ich seit den mittleren 1980ern innig befreundet (auch wenn wir einander aufgrund räumlicher Entfernung nicht sehr oft sehen). Den "anderen Edi" (der Einfachheit halber Ede genannt) lernte ich in den späten 80er Jahren durch meine damalige (mir sympathische) Arbeit in der außerschulischen Jugenbetreuung kennen. Aus seiner Keramikwerkstatt stammt der schräg-schöne rote Keramikvogel, der seit ein paar Jahren unseren kleinen Gartenteich ziert.


Und an eben diesem Teichlein nahmen wir im Pavillon Platz und verbrachten dort ein paar gemütliche, fröhliche und interessante Stunden zu sechst. Zur Jause gab es Kaffee und Clafoutis mit Felsenbirnen und Ribisel (roten Johannisbeeren) aus unserem Garten (und obendrauf halbierten Erdbeeren).


Ich habe für euch vor zwei Jahren HIER ein Rezept für Mirabellen-Clafoutis eingestellt - entdeckt habe ich diese köstliche und einfach zuzubereitende Süßspeise in Tante Malis Gartenblog (HIER ihr Rezept für Weichsel-Clafoutis). Bei uns heißt sie übrigens spaßhalber "Klafuzzis" und wir finden, dass man sie mit so ziemlich jedem Obst zubereiten kann. (Deftig geht auch, aber das haben wir noch nicht probiert...)


Zwischendurch wurde dann viel geplaudert, es wurden Fotobücher angesehen und es gab eine (alkoholfreie) Beerenbowle, die Christine mitgebracht hatte. (Der Sekt, mit dem Michi aufgoss, war ebenfalls für Autofahrer geeignet.) Wer wollte, konnte diese Bowle noch mit etwas Erdbeerlikör verfeinern - sie schmeckte mit und ohne köstlich!


Mein lieber Eduard ist zwar ein großer Grillmeister, aber er hatte sich gewünscht, dass er nicht bei jedem der vielen für heuer geplanten Sommerfeste am Griller stehen muss, während alle anderen es sich gut gehen lassen. Kann man auch verstehen, nicht wahr?

Deshalb haben wir zwei verschiedene Sorten Lasagne gemacht, die ist gut vorzubereiten und wird einfach ins Rohr geschoben, wenn die ersten Gäste Hunger oder zumindest Appetit verspüren.


Die eine war eine klassische Lasagne mit Bio-Rindfleisch-Bolognese, die andere eine Thunfisch-Lasagne. (Von beiden blieb gerade so viel über, dass Edi und ich am nächsten Tag auch noch ein Mittagessen hatten. Maxwell war - glaube ich - ein bisserl traurig, dass er nichts davon abbekam. Aber er soll schließlich nicht zu Garfield werden 😺) Dazu gab's Gurkensalat mit Rahm und Maissalat.


Später drehten wir dann die Lämpchen im Pavillon auf. Es gab zwar die eine oder andere Gelse (Stechmücke), aber glücklicherweise war es nicht allzu schlimm. Überhaupt hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter, denn am Tag davor und am Tag danach gab es Regen. Es war einfach ein rundum schöner Nachmittag und Abend mit lieben Menschen!

Maria, die am weitesten entfernt wohnt, blieb wie geplant über Nacht bei uns. So hatten wir dann auch am nächsten (verregneten) Morgen noch Gelegenheit zum Weiterplaudern. Das war schon längst mal wieder fällig! 😊

Nun verlinke ich noch die folgende Collage bei Heidis Aktion Himmelsblick: Während wir im Pavillon saßen und plauderten, flog diese Libelle in unserem Gemüsegarten zu einem Bambusstab, der in dem Topf mit der Zucchinipflanze steckt. Sie blieb dort eine Weile sitzen, dann erhob sie sich in die Luft, um kurz darauf wieder zu dem Stab zurückzukehren. Das wiederholte sich unzählige Male, und so beschloss ich, sie mit all dem schönen Himmelsblau als Hintergrund zu fotografieren, was sie mir freundlicherweise gestattete. Wie nett von ihr, diese Kulisse zu wählen, wo ein Schönwetter-Himmel in diesem Juni doch bisher eher zu den Seltenheiten zählt...

Himmelsblick mit Libelle

Herzlichen Dank für eurer Interesse, ihr Lieben, und für all die unterstützenden und liebenswerten Kommentare zu meinem vorangegangenen Beitrag Was ich euch vom Mai noch schuldig bin ... oder Ein Post mit Licht und Schatten.

Leider weiß ich nicht, wie oft ich während der nächsten Wochen zum Bloggen kommen werde... Mag sein, dass ich es nicht so häufig schaffe wie in letzter Zeit. Aber ihr wisst dann, dass es mir gut geht und ich vor allem deshalb nicht zum Schreiben komme, weil ich den Sommer und die Treffen mit lieben Menschen genieße...


Herzliche Rostrosengrüße und
alles Liebe, eure Traude



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Donnerstag, 11. Juni 2020

Was ich euch vom Mai noch schuldig bin ... oder Ein Post mit Licht und Schatten

Licht und Schatten
Man muß durch die Nacht wandern,
wenn man die Morgenröte sehen will.

Khalil Gibran

Servus ihr Lieben,

vielen herzlichen Dank für alle eure wunderbaren Kommentare zu meinem vorangegangenen Post (Wieder-)Begegnungen im Mai! 💙💚💚💙

In diesem Beitrag versprach ich euch u.a., über einen schönen Abend mit meinem Cousin und seiner Frau in einem separaten Post mehr zu erzählen. Heute ist es an der Zeit, mein Versprechen einzulösen. Ein paar weitere Ankündigungen werde ich im heutigen Beitrag zusätzlich erfüllen. Und einige letzte Gartenfotos vom Mai wird es auch noch zu sehen geben - unter anderem zwei Bilder von einem Bläuling. (Diese hübschen Schmetterlinge habe ich erst vor zwei Jahren kennengelernt und sie dann auch gleich fotografiert und euch hier und hier gezeigt. Davor hatte ich sie in unserem Garten nie gesehen - oder nur nicht wahrgenommen? Manche Bläulinge sind schießlich etwas unscheinbarer gefärbt...) Hier seht ihr das erste der zwei aktuellen Bläulings-Fotos:


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Aber immer schön eins nach dem anderen 😉😊 - beginnen wir mit der Einladung in die Wiener Dachwohnung meines Cousins Martin und seiner Frau Parisay. Diese fällt eindeutig unter "Licht"!

"Persischer Abend":
Im vorangegangenen Post zeigte ich euch die Kirche, in der die beiden geheiratet haben, jetzt bekommt ihr den Rest zu sehen. Zunächst die "schrank-geshoppte" Kombination, die ich an diesem Abend trug - meinen immer wieder gern genommenen weinroten Maxirock aus Biobaumwolle und die geblümte Bluse, die ich im Vorjahr im Second-Hand-Laden erstanden habe, dazu eine rote Kette und Stiefletten, und die Haare trug ich diesmal "halb-offen".


Als wir kamen, war der Esstisch im Le-Cobusier-Stil schon verlockend mit Salat und Früchten gedeckt. Parisay hatte noch einiges in der Küche zu erledigen, Martin unterhielt einstweilen die Gäste, also Edi und mich 😊, mit interessanten Gesprächsthemen.


Bei einer Reise in den Iran zu Parisays Verwandtschaft lernte Martin eine persische Spezialität ganz besonders schätzen - Ghormeh Sabzi, was übersetzt soviel wie Kräuter-Eintopf bedeutet. Und mit diesem traditionellen Mahl verwöhnte uns Parisay auch am Abend unseres Besuchs. Ghormeh Sabzi besteht aus drei Hauptkräutern - Petersilie, Bockshornklee und Ackerlauch - und kann noch durch andere Kräuter (wie Dill, Koriander und Schnittlauch) ergänzt werden.


Weitere Zutaten sind rote Bohnen und wahlweise Lamm, Rind- oder Hühnerfleisch sowie getrocknete Limetten. Parisay verwendete Lammfleisch; dazu gab es Safranreis. Ich habe schon ein paarmal persisch gegessen, aber ausgerechnet diese Speise, die quasi als "Nationalgericht" gilt, kannte ich bis dahin noch nicht. Falls ihr das gesunde und leckere Gericht gerne nachkochen wollt: Im Internet gibt es zahlreiche Rezepte, die sich alle ein bisschen unterscheiden - ein relativ unkompliziertes, das mit Zutaten auskommt, die man auch hierzulande recht einfach bekommt, ist dieses; hier habe ich noch eine weitere Variante für euch - KLICK. Zu trinken gab es Shiraz, einen persischen Wein, den ich sehr mag, als Nachtisch Baklava (nicht persisch, aber auch gut 😉😋) und dazu Früchtetee.

Die beiden sind so ein liebes Paar! 😊

Die folgenden Fotos haben wir für meinen Bruder gemacht und ihm per WhatsApp baldige Besserung gewünscht. Er hatte gerade erst eine Augen-Operation hinter sich gebracht und musste, um den Heilungsprozess zu unterstützen, mehrere Nächte hindurch auf einem Massagebett mit dem Gesicht nach unten schlafen. (Das hat er übrigens tapfer durchgezogen und jetzt geht es ihm zum Glück wieder gut! 👍)


Es war ein sehr schöner und gemütlicher Abend mit Parisay und Martin, und wir haben das köstliche Essen sehr genossen. Bald wird es ein Wiedersehen geben, dann aber bei uns. 

Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich euch noch zeigen, welch wunderbarer Ausblick sich vom Fenster der Dachwohnung für uns geboten hat. Den traumhaften Abendhimmel verlinke ich bei Heidis Himmelsblick. Die drei Kirchtürme gehören zur Mariahilfer Kirche, die auch als Barnabitenkirche oder Haydn-Kirche bekannt ist. Ich verlinke sie bei Novas Glockenturm-Projekt.


Die römisch-katholische Pfarrkirche im 6. Wiener Gemeindebezirk war ursprünglich eine aus Holz erbaute Friedhofskirche. Seit dem Jahr 1660 beherbergt die Kirche eine Kopie des Gnadenbildes Mariahilf. (Das Original stammt von Lukas Cranach d.Ä. und befindet sich im Innsbrucker Dom.) Da dieses Bild viele Wallfahrer anzog, errichteten die Barnabiten in den Jahren 1668/1669 statt des Holzbaus eine steinerne Kapelle, diese wurde jedoch bei der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 zerstört. Das Gnadenbild konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Von 1686 bis 1689 wurde die Kirche neu errichtet; ab 1711 erfolgte der Umbau in ihre heutige Gestalt. Auf dem Kirchenplatz befindet sich ein Denkmal für den Komponisten Joseph Haydn. In der Krypta befindet sich seit den späten 80er Jahren die "Gruft", ein Tageszentrum für Obdachlose. 

Das Abendhimmelbild hat mir Lust auf digitale Bearbeitung gemacht - hier unten seht ihr einige Ergebnisse meiner Spielereien:



Meine Mutter:
Ich habe in meinem vorigen Post erwähnt, dass ich mich im April bei einigen österreichischen Politikern schriftlich dafür eingesetzt hatte, die Kontaktsperren in Pflegeheimen zu lockern. Dieses Schreiben, das nicht nur an den Kanzler, sondern auch an den Vizekanzler, den Gesundheitsminister und den Wiener Stadtrat für Soziales ging, will ich hier in etwas gekürzter Form wiedergeben. Die erste Collage, die ihr in dieser Brief-Wiedergabe seht, hatte ich auch im Original eingefügt. Die beiden anderen hier eingefügten Collagen stammen von meinem Mutter-Besuch am 9. Juni: 


Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,
sehr geehrte Damen und Herren!


darf ich vorstellen: Auf den Fotos der folgenden Collage sehen Sie meine Mutter Hildegard XXX, geboren 1926, im Kreis ihrer Familie. Sie ist seit dem Jahr 2013 ein Pflegefall, dauerhaft bettlägerig, geistig etwas reduziert, aber durchaus ansprechbar. Sie kann nur noch ihre Hände (eingeschränkt) bewegen und es fällt ihr schwer, zu sprechen.

Das große Portrait habe ich im Dez. 2014 bei einem weihnachtlichen Wienerliedernachmittag im Heim aufgenommen. Das 
Gruppenfoto entstand im Juni 2016 zur Feier des 90ers meiner Mutter. Das aktuellste Bild sehen Sie links, meine Mutter im 
weißen Bettzeug liegend – es stammt vom  Jänner 2020.
Sie ist in diesen Jahren dem Tod mehrmals "von der Schaufel gesprungen“, wie es so schön heißt, und wir haben versucht, die Zeit, die uns mit ihr noch bleibt, möglichst zu nützen. Mein Bruder, ein pensionierter Gymnasiallehrer, der ganz in der Nähe des Heims lebt, besuchte sie bisher an vier bis fünf Tagen pro Woche, ich selbst lebe in Niederösterreich und war zumeist zweimal pro Woche zu Besuch. Insgesamt wurde sie also fünf bis sieben Mal pro Woche von meinem Bruder, von mir und von anderen Familienmitgliedern besucht. Eine Ärztin im Heim erklärte meinem Bruder einmal, dass der starke Lebenswille unserer Mutter vor allem daher rührt, dass wir uns so um sie kümmern. Wir haben in den letzten Jahren vor allem ihre Hand gehalten, ihr das Essen verabreicht und ihr etwas erzählt, weil sie selbst kaum noch gesprochen hat – und wir haben versucht, ihr so lange es noch geht das Gefühl zu geben, dass sie von ihrer Familie liebgehabt wird.


Am 9. März 2020 haben mein Mann und ich meine Mutter das letzte Mal im Pflegeheim besucht. Den nächsten Besuch hatten wir für 15. März vorgesehen, doch zu diesem Zeitpunkt waren die Heime bereits von der Öffentlichkeit abgeriegelt.  Zu Beginn wussten wir überhaupt nicht, was wir tun sollen, denn unsere Mutter ist nicht mehr in der Lage, selbst zu telefonieren, kann kein Handy mehr halten, keine Nummer mehr wählen… Wir riefen daher nur beim Pflegepersonal an, um zu fragen, wie es ihr geht, und um ihr liebe Grüße bestellen zu lassen, aber Sie können sich bestimmt vorstellen, dass das kaum ein Ersatz sein kann. 

Fotos v. 9. Juni - hier seht ihr auch eine meiner neuen Masken, die Claudia für mich gemacht hat. Demnächst mehr davon!


Vor drei Wochen haben wir damit begonnen, die Schwestern zu bitten, ihr das Telefon ans Ohr zu halten, damit wir wenigstens ein bisschen mit ihr sprechen können. Sie hat sogar ein paar Worte geantwortet. Um den Schwestern und Pflegern nicht zur Last zu fallen, wechseln sich mein Bruder und ich ab und rufen nur einmal pro Woche an. Heute bekam ich diese WhatsApp meines Bruders:




Warum ich Ihnen all das schreibe? Weil ich aufzeigen möchte, dass der Schutz alter Menschen nicht ausschließlich darin besteht, sie vor einer Viruserkrankung zu bewahren. Ich denke, für die meisten alten Menschen ist das Gefühl, einsam und verlassen sterben zu müssen, weitaus schlimmer. Und es ist auch für uns schlimm zu wissen, dass unsere Mutter traurig ist. Natürlich klingt es nett, wenn die Großmutter im Werbefilm erklärt, dass sie ja mit ihren Enkelkindern telefonieren kann und dass man sich nach der Krise gesund und munter wiedersehen wird. Aber bei einer Krise, die womöglich mehrere Jahre dauert und einer sehr alten und schwer behinderten Mutter ist ein „Danach“ nicht als gegeben anzunehmen.


Demnächst ist Muttertag, und im Juni „feiert“ unsere Mutter ihren 94. Geburtstag. Soll sie an diesen Tagen wirklich einsam bleiben? Wir würden uns sehr wünschen, dass Sie eine Möglichkeit finden, unserer Mutter in der Zeit, die ihr noch bleibt, Familienbesuche zu ermöglichen. Wir wären natürlich zur Einhaltung sämtlicher erforderlicher Schutzmaßnahmen bereit. 


In den Niederlanden gibt es z.B. diese schöne Idee: „Festival-Container werden einfach umfunktioniert!“ Eine Firma aus den Niederlanden stattet ihre Container, die eigentlich für Festivals gedacht sind, mit Plexiglas und Walkie-Talkies aus und stellt diese vor Altenheimen auf. Darin können sich Altenheimbewohner und ein Familienmitglied gefahrlos zum Kaffeekränzchen treffen.  

Mit freundlichen Grüßen,...

Mutterbesuchs-Outfit vom 9. Juni

Tja, der Rest ist Geschichte. Wie ihr wisst, wurde das Besuchsverbot aufgehoben und ich kann "Hildekind" (wie ich sie seit meinen Teenagerjahren meistens nenne 😉) nun nach telefonischer Voranmeldung und unter Einhaltung zahlreicher Schutzmaßnahmen besuchen. Weiterhin wechsele mich mich im Wochenrhythmus mit meinem Bruder ab.

Ich bilde mir nicht ein, dass mein Brief allein für die Lockerungen verantwortlich war - bestimmt haben viele andere sich ebenfalls gewünscht, ihre Angehörigen wieder besuchen zu dürfen, und manche werden sich wohl ebenfalls an Politiker gewandt haben. Ich bin überzeugt, es ist wichtig, für solche Wünsche und Anliegen wirklich aufzustehen. Mein Weg war es in diesem Fall nicht, mich an einer Demo zu beteiligen, bei der ich nicht beeinflussen kann, mit welcher "Klientel" ich mich zusammentue. Ich wollte stattdessen eine persönliche Geschichte erzählen, und vielleicht hat sie ja im einen oder anderen Kopf oder Herz etwas bewirkt...

Noch ein paar digitale Spielereien mit den Fotos der Barnabitenkirche...

Die Umstände sind immer noch nicht "perfekt", aber ich will hier auf jeden Fall feststellen, dass die Schwestern und Pfleger sich in all der Zeit große Mühe gegeben haben - sowohl, als ich nur angerufen habe, um mich nach dem Zustand meiner Mutter zu erkundigen als auch, als ich darum bat, ihr das Handy ans Ohr zu halten. Und auch jetzt sind sie sehr freundlich, bieten mir Kaffee an usw. Dass sie die Vorschriften unterschiedlich auslegen, ist wohl in der Natur der jeweiligen Menschen begründet - die einen sind da legerer oder eher bereit, selber nachzudenken, was Sinn macht und was nicht, die anderen halten sich streng an die Regeln (auch wenn die nicht wirklich praxisnahe sind), weil sie keine Scherereien wollen... Ja mei, so ist das eben.


Ich glaube und hoffe, dass wir uns auch hier auf dem richtigen Weg befinden. Als ich am 9. Juni um 15 Uhr zu Besuch kam, war "Hildekind" zunächst in eher grantiger Verfassung, weil man sie mal wieder aus dem Schlaf gerissen hatte. "Ich weiß nicht, was das soll", sagte sie dazu mit ihrer schwachen Stimme. Ich erklärte ihr, weshalb ich sie derzeit nicht in ihrem Zimmer besuchen darf, präsentierte ihr meine neue hübsche Katzenmaske und teilte meinen Capuccino samt Milchschaum mit ihr; dadurch taute sie allmählich auf und hielt diesmal sogar eine ganze halbe Stunde durch, in der ich ihr einiges erzählte und sie ihren Kaffee langsam schlürfte. Dann meinte sie "Ich vermiss' mein Bett", und so fuhr ich sie zu einer Schwester, die sie wieder in ihr Zimmer zurückbrachte... Astrid hat mit ihrer Analyse wohl ziemlich recht: 

"Es ist, als ob mit der Vergreisung auch ein Blick ins Innere einhergeht, ein immer kleiner werdendes Interesse am Mitmenschen, und wir mit allem Möglichen - gut gemeint, sicher - diesen Rückzug in sich selbst verhindern wollen.
Es kam mir immer vor wie bei den Tulpenzwiebeln, wenn die schöne Blume verblüht ist und ihre Kräfte einzieht."

 

Die Geschichte des Schwiegervaters:
Ich schrieb in meinem vorigen Post außerdem: "Ich denke, ich muss euch demächst auch noch die Geschichte des Schwiegervaters meiner Freundin Brigitte erzählen. Er ist dieser Tage gestorben - nicht an Covid-19, sondern als indirektes Opfer der "Schutzmaßnahmen"..." Daraufhin erhielt ich folgenden Kommentar von Cornelia: "Alles Gute für Dich und Deine Mutter und bitte erzähl noch die Geschichte von dem Schwiegervater der Freundin. Vielen Menschen sind diese Probleme gar nicht bewusst."

Ich werde also versuchen, das alles so auf die Reihe zu bekommen, wie es mir meine Freundin Brigitte erzählt hat bzw. teilweise ihre WhatsApps zu Hilfe nehmen: Der verwitwete Schwiegervater Brigittes lebte in einem Wiener Pensionstenheim. Er hatte mehrere gesundheitliche Probleme und saß im Rollstuhl, war jedoch zu Beginn der Coronakrise keineswegs sterbenskrank. Seine Familie besuchte ihn häufig, man ging mit ihm spazieren und kümmerte sich gut um ihn. Er hatte ein offenes Bein, weshalb ihn sein Sohn Peter wöchentlich zum Behandeln und neu Verbinden des Beins in eine Spitals-Ambulanz brachte.

Dann kam das Virus mit all seinen Einschränkungen. Besuchsverbot, die Ambulanzen geschlossen, Praxis des Hausarztes geschlossen, im Heim wurde das Bein zwar versorgt, aber offenbar nicht so professionell wie zuvor in der Ambulanz. Sein Allgemeinzustand verschlechterte sich rasch, der alte Mann musste ins Krankenhaus (AKH).

Brigitte schrieb mir am 21.4., dass sich ihr Schwiegervater jetzt im AKH befindet, aber dort zunächst einen Coronatest machen und dann einen Tag und eine Nacht in der Ambulanz verbringen musste. Denn erst, wenn der Coronatest in Ordnung ist, bekommt man ein Zimmer im Krankenhaus! "Ein Wahnsinn! Und wir dürfen nicht rein ins AKH. Nierenwerte sehr schlecht und am Bein Rotlauf. Aber wenigstens bekommt er jetzt Infusionen. Peter hängt ständig am Telefon mit der Station. Wann hört das alles wieder auf?" --- Am 29.4. schrieb sie: "Peter durfte vorige Woche Donnerstag ausnahmsweise ins AKH eine halbe Stunde zu seinem Papa." Dann wurde der alte Mann auf die Kardiologie verlegt. "Herzklappen OP wird unumgänglich sein. Peter ruft jeden Tag an und probiert ob er wieder eine Besuchsgenehmigung bekommt. Auf der Kardiologie scheint es noch strenger zu sein, aber kommt anscheinend drauf an, an welchen Arzt man gerät. "



Bei unserem Treffen am 9.5. erzählten Brigitte und Peter, dass "Opa" nach all diesen Erlebnissen und drei Wochen Einsamkeit und dem Gefühl des Ausgeliefertseins im Krankenhaus keinen weiteren Spitalsaufenthalt und keine Herzklappen-OP mehr wollte, sondern nur noch "nach Hause". Peter konnte erreichen, dass sein Vater vorläufig in seinem Appartment im Pensionistenheim von Pflegeschwestern versorgt wurde; kurz darauf wurde ein Pflegeplatz im selben Haus frei. Brigitte schrieb mir am 13.5.: "Opa bekommt morgen ein Bett auf der Pflegestation. Wir werden die Wohnung räumen müssen, es wird dauerhaft sein. Opas Zustand wird sich nicht mehr verbessern. Leider!" Besuche durften seither stattfinden, aber ebenso wie bei meiner Mutter - immer nur eine Person nach Anmeldung und zeitlich begrenzt. Am 23.5. bekam ich von Brigitte folgende Nachricht: "Am Freitag hat Opa Geburtstag. Wir haben im  Gasthaus gegenüber Pensionistenwohnhaus zu Mittag reserviert. Er wünscht sich dort ein Gulasch. 1 Stunde mit Rollstuhl werden wir hoffentlich schaffen. Das hält ihn derzeit noch aufrecht. Mit uns Geburtstag feiern. Mal sehen, es geht ihm ja nicht wirklich gut."

Am 28.5. hatte "Opa" einen Kreislaufzusammenbruch. "Von der Ärztin wurden heute nach Gespräch einige Medikamente abgesetzt. Peter hatte ein Gespräch mit der Palliativschwester. Opa hat heute auch nochmals unterschrieben, dass er nichts mehr machen lässt, nur mehr schmerzstillende Medikamente. Er ißt seit Tagen nichts mehr und mit seinem Geburtstag feiern morgen wird es wohl nicht mehr richtig. Morgen Vormittag dürfen wir zu viert zu ihm, ausnahmsweise. Außer wir werden schon vorher angerufen."

Brigittes Nachricht vom 1.6.: "Seit 2 Tagen bekommt er Morphiumspritzen, die betäuben. Er ist nur mehr ein lebendes Skelett. Die Medikamente wurden abgesetzt. Er bekommt Flüssigkeitszufuhr über Tropf! Wir und Kinder sind abwechselnd Vormittag und Nachmittag bei ihm. Wenn er zwischen den Spritzen wach ist bekommt er alles mit und hat starke Schmerzen. An seinem Geburtstag durften wir ja ausnahmsweise zu viert zum verabschieden zu ihm. Aber der Abschied ist ein langer... Jetzt dürfen wir wieder nur zu zweit zu ihm. Die vorgeschriebene Maske nehmen wir nicht, wenn wir bei ihm am Bett sitzen und ihm die Hand halten und bekommen deswegen immer Verwarnungen. Ist das nicht unglaublich ..." Wir haben danach ein langes Telefongespräch miteinander geführt, über die Maskenpflicht neben einem Sterbenden, über seine Schmerzen und dass es selbst in solchen eindeutigen Fällen nicht gestattet ist, mehr Morphium zu verabreichen, weil dies unter "Sterbehilfe" fällt. Das alles zehrte sehr an der Psyche von Brigitte, Peter und ihren Kindern. Ich hoffte mit ihnen, das ihr "Opa" nicht mehr lange leiden muss.

Brigittes Nachricht vom 2.6. lautete schließlich: "Opa ist heute Früh um 2.30 für immer eingeschlafen und von seinen Leiden erlöst. Die Rose vom Garten, die er zum Geburtstag von uns bekommen hat, hat ihre Blütenblätter verloren ..."


So war also die Entwicklung innerhalb der acht Wochen "Corona-Quarantäne"... Hier könnte ich auch noch eine Weile weiterschreiben, wie schlimm ich es finde, dass man in unserem Land zwar Tieren das Sterben erleichtern darf, aber Menschen nicht. Doch mein Beitrag ist ohnedies schon lange, deshalb lasse ich das alles jetzt mal einfach so stehen.

    Ohne Schatten gibt es kein Licht;
    man muss auch die Nacht kennen lernen.

    Albert Camus

Ich hoffe, ihr habt durch das traurige Abschluss-Thema nicht auf die erfreuliche Einleitung mit dem wunderschönen persischen Abend bei Martin und Parisay vergessen - und auch nicht auf die erfreuliche Tatsache, dass ich meine Mutter wieder besuchen darf... So ist das Leben - Hochs und Tiefs, Licht und Schatten, Freude und Leid... Doch es ist wichtig, sich selbst in traurigen Zeiten damit zu trösten, dass wieder bessere Zeiten kommen werden. Und irgendwo auf der Welt fliegt immer ein blauer Schmetterling...

Bis zum nächsten Mal,
alles Liebe, eure Traude



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