♥♥♥ Servus ihr Lieben! ♥♥♥
Ich möchte mich SEHR herzlich für all eure lieben Genesungswünsche an meine
Mutter bedanken! Leider wurde sie jedoch am Freitag aufgrund ihres schwachen
Allgemeinzustandes doch nicht aus dem Spital entlassen...
Man sagte mir, dass man sich um einen Pflegeplatz in ihrem
Pensionistenheim kümmern und sie aller Voraussicht nach am Montag - also heute -
entlassen
würde. Heute Früh jedoch kam ein Anruf, dass meine Mutter nun aufgrund
eines
Harnwegsinfektes weiterhin im Krankenhaus bleiben müsse.
Als mein Mann und ich sie gestern besuchten, hatte ich schon das Gefühl, dass sie viel zu schwach
und erschöpft ist, um aus dem Spital entlassen zu werden. Bei unserem ersten Versuch schlief
sie so tief und fest, dass wir sie nicht wecken wollten, also beschlossen wir, eine halbe Stunde im
Park des Krankenhauses spazieren zu gehen und dann wieder zu kommen. Doch auch da
schlief sie noch, also gingen wir für eine Stunde in einem Wäldchen in der Nähe spazieren
und kehrten dann in das Krankenzimmer meiner Mutter zurück. Während unserer Spazier-
gänge entstanden die Fotos, die ich euch heute zeige.
Wie ihr seht, war gestern ein schöner, sonniger Herbst-Nachmittag,
und auch die Spitalsanlage ist nicht ohne Reiz: Das Krankenhaus Hietzing
liegt am Rand des Lainzer Tiergartens, dem ehemaligen kaiserlich-königlichen Jagdrevier;
die meisten Gebäude des Krankenhauses stammen ebenfalls noch aus dieser Zeit.
Manches sieht bereits verwittert und schäbig aus, manches wiederum ist gut gepflegt.
Ich hoffe, dass man dieses Jugendstil-Juwel (in dem ich übrigens vor mehr als 35 Jahren
zu arbeiten begonnen habe) nicht verkommen lässt ... oder eines Tages doch noch abreißt,
um Platz für einen modernen, aber dennoch lieblosen Spitalskomplex zu machen,
wie es an anderen Orten Wiens der Fall ist.
Mich mit kreativen Dingen zu beschäftigen, nach Schönem Ausschau zu halten,
kann man als meine Art von "Gebet" bezeichnen. Es ist mein Weg, mich nicht von
Sorgen und trüben Gedanken auffressen zu lassen. Ich war zwar nicht ganz bei der Sache
und konnte nicht alles so genießen, wie an "normalen" Tagen, doch mich auf Herbstboten und
interessante architektonische Elemente zu konzentrieren oder - wie jetzt - Fotos davon zu bearbeiten,
war und ist für mich eine Form, mit den schweren Tagen im Leben umzugehen. Als mein
Vater vor 6 Jahren starb, half mir Kreativität ebenfalls - damals gestaltete ich unter anderem
Traurigkeit; während ich kreativ bin, findet vielmehr eine Art innerer Zwiesprache statt ...
mit dem Menschen, an den ich denke... und in gewisser Weise auch mit mir selbst ...
Bei unserem dritten Versuch schlief meine Mutter immer noch. Ihre Bettnachbarin
meinte, wir sollen sie doch wecken; sie wäre bestimmt traurig, wenn wir einfach so
wieder heimgingen. Also habe ich sie sanft wachzustreicheln versucht und zu-
erst leise, dann etwas lauter mit ihr gesprochen - habe ihr erzählt, dass "die Traude"
zu Besuch ist und dass sie doch mal die Augen aufmachen solle. Als sie schließlich auf-
wachte, war es mir ein bisschen so, als ob ich sie aus einer anderen Welt geholt hätte.
Unter anderem erzählte sie mir, dass sie auf "die Traude" warten würde ...
und ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob sie damit mich meinte...
oder ihre im Alter von 16 Jahren verstorbene Schwester, nach der ich
benannt worden bin ...
Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter zwar bereits 87 Jahre alt ist, aber geistig
bis zu ihrem letzten Sturz noch relativ rege und immer sehr gesprächig war.
Doch auch heute, als ich sie zusammen mit meiner Tochter Jana besuchte,
schien sie die Welt sehr gedämpft wahrzunehmen. Sie wußte zwar,
dass eben erst mein Bruder und meine Schwägerin zu Besuch gewesen waren,
doch außer "ja", "nein", "ich weiß es nicht" und "ich bin sehr müde" spricht sie kaum...
Dies also wollte ich euch kurz erzählen, damit ihr wisst, dass es noch ein bisschen
länger dauert, bis ich meine versprochenen Fortsetzungen posten werde...
Nichtsdestotrotz wünsche ich euch weiterhin wunderschöne, möglichst sonnige
Septembertage und heiße meine neuen LeserInnen ganz, ganz herzlich Willkommen!
Versucht, euer Leben möglichst jeden Tag auszukosten. Ihr wisst ja:
"Das Leben ist wie ein Buch. Jeden Tag blättert das Schicksal eine Seite um."
Und wenn ihr erfahren habt, dass es viele schöne Seiten für euch parat hat,
dann erscheinen auch jene Kapitel erträglicher, die sich schmerzhaft anfühlen.
Alles Liebe
und ganz herzliche Rostrosengrüße,
ೋ Eure Traude ೋ